In der Rechtsmedizin sind DNA-Analysen der Standard, um genaue Informationen über einen Menschen zu erhalten. Aber auch Haare verraten eine Menge.

US-Chemiker der West Virginia University wollen bald aus einer Haarprobe präzise das Alter, das Geschlecht, die Ernährungsweise und den Lebensstil herauslesen. Ihre neue Technik analysiert statt Genmaterial im Haar, das schnell brüchig werden kann, das Keratin, in dem etwa Kohlenstoff oder Stickstoff vorkommen.

Noch ist die Methode nicht ausgreift. Bis jetzt haben die Chemiker es geschafft, aus Haarproben von 20 Frauen mit 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit den Body-Mass-Index der Haarbesitzerin richtig zu bestimmen. Die Trefferquote bei einem weiteren Versuch, unter 20 Haarproben von Männern und Frauen das richtige Geschlecht zu bestimmen, lag bei 90 Prozent.

Kerstin Ruskowski aus der DRadio Wissen Nachrichtenredaktion
"In der Gerichtsmedizin ist die Haaranalyse gerade nicht mehr das Maß der Dinge, weil es einige Fälle gegeben hat, in denen sich die Analyse als falsch erwiesen hat. Deswegen gilt aktuell die DNA-Analyse als Goldstandard in der Forensik und vor Gericht. Trotzdem hat die Haar-Analyse ihre Vorteile."

Wenn die Methode ausgereift ist, kann sie Vorteile gegenüber einer DNA-Analyse bringen. Angenommen, es geht um genetisch identische Zwillinge; wenn einer etwa übergewichtig und der andere schlank ist, könnte die Haar-Methode sie identifizieren.

Und die Keratin-Analyse bringt noch einen Vorteil. Angenommen, man hat nur Haare zur Verfügung, dann könnte sie hilfreich sein. Haare können an einem Tatort je nach Witterung schnell kaputt gehen und die DNA sitzt im Haar nur in der Wurzel. Da könnte es helfen, wenn man auch aus dem Rest des Haares etwas herauslesen kann. Bis die Methode so weit ausgereift ist, dass man sie als Beweismittel vor Gericht zulassen kann – vielleicht in Kombination mit schon gängigen DNA-Analyse - ist es noch ein weiter Weg.