Wir werden kälter.

Laut einer im Fachmagazin "eLife" veröffentlichten Studie ist die menschliche Körpertemperatur im Vergleich zur Mitte des 19. Jahrhunderts gesunken. Damals sei der Normalwert noch 37 Grad Celsius gewesen, mittlerweile seien es aber nur noch 36,6 Grad Celsius.

Die Forschenden untersuchten die Datensätze von US-Amerikanern aus drei Zeiträumen: Sie hatten Daten der US-Army von Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1930, vom US-National Center for Health Statistics von Mitte der 1970er Jahre und von Patienten des Stanford University Medical Center aus den Jahren 2007 bis 2017. Dadurch hatten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler 680.000 dokumentierte Temperaturmessungen und konnten den Verlauf der Körpertemperatur nachvollziehen. Die Normaltemperatur der Menschen ist den Daten zufolge mit den Jahren kontinuierlich gesunken.

Nele Rößler, Deutschlandfunk Nova Wissensnachrichten
"Diese 36,6 Grad sind allerdings ein Durchschnittswert. Der Bereich der Normal-Temperatur liegt laut Studie zwischen 35,7 und 37,3 Grad Celisus."

Die Forschenden vermuten, dass der Rückgang der Körpertemperatur in den USA nicht auf einen Rechenfehler oder auf bessere Thermometer zurückzuführen ist, sondern dass sich der Metabolismus, also der Stoffwechsel von US-Amerikanern verändert hat. Die Wissenschaftler nehmen an, dass der Körper von Menschen in Industrieländern weniger arbeiten muss als früher. Weil die Ernährung besser ist, aber auch, weil Wohnungen mittlerweile besser beheizt sind.

Der Standardwert 37,0 Grad war im Jahr 1851 vom deutschen Forscher Carl Reinhold August Wunderlich festgelegt worden. Er hatte Millionen Temperaturwerte von etwa 25.000 Patienten in Leipzig ausgewertet. Körper sind allerdings generell unterschiedlich. Bei Frauen ist die Durchschnittstemperatur etwas höher als bei Männern, genau wie bei Menschen mit Übergewicht. Jüngere Menschen haben eine geringere Körpertemperatur.