Sind Krimi-Fans die perfekten Verbrecher?

Klingt vielleicht absurd, aber in den Rechtswissenschaften hat dieses Phänomen sogar einen Namen: CSI-Lern-Effekt, benannt nach der US-amerikanischen Serie, in der Forensiker mit Hilfe von genetischen Analysen und Computerprogrammen Mordfälle aufklären. Forscher der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz haben jetzt untersucht, ob es den CSI-Lern-Effekt wirklich gibt.

Dabei kam heraus: Wer viele Krimis schaute, wurde dadurch nicht zum perfekten Verbrecher. Stattdessen spielten andere Faktoren eine Rolle, zum Beispiel Alter und Bildung. Am fiktiven Tatort schnitten jüngere Teilnehmer besser ab als ältere und höher gebildete besser als weniger gebildete.

Britta Wagner, Deutschlandfunk Nova Wissensnachrichten
"Am besten waren Menschen, die sich für Forensik interessieren - egal, ob sie viel CSI gucken oder nicht."

Die Studie bestand aus vier Teilen.

  • Einmal wurden Kriminalstatistiken aus den USA und Deutschland überprüft, vom FBI und vom BKA. Dabei kam heraus: Es gab es zwar in der Zeit nach dem Start von CSI 2000 in den USA einen Anstieg von ungeklärten Mordfällen, aber das war eine Entwicklung, die es schon länger gab, die also nicht mit dem Serienstart erklärt werden kann. In Deutschland startete die Serie 2001, und bei uns ist die Aufklärungsrate bei schweren Verbrechen danach sogar besser geworden.
  • Es könnte ja aber auch sein, dass die Verbrecher durch Krimi-Serien so gut geworden sind, dass sie gar nicht auffliegen und nicht in die Statistik mit eingehen, deshalb haben die Forscher auch Verbrecher, die im Gefängnis sitzen, danach befragt, was sie als "gute Inspirationsquelle" für Verbrechen sehen. Die sagten, dass sie die besten Tipps nicht aus dem Fernsehen, sondern von Freunden oder Bekannten bekommen haben.
  • Mit zwei Experimenten wurden dann noch Verbrechen nachgestellt - und zwar mit Menschen, die viele Krimi-Serien schauen und welchen, die kaum welche schauen. Die Probanden sollten möglichst unbemerkt einen Laptop klauen, andererseits die Spuren von einem fiktiven Mord verwischen – also den Tatort reinigen und zum Beispiel als Einbruch tarnen. Dabei schnitten die CSI-Vielgucker tatsächlich teilweise ganz gut ab, aber sie waren nicht die besten: Noch besser waren Leute, die nicht so viel CSI gucken, aber insgesamt viel Interesse an Forensik haben. Auch andere Faktoren waren relevanter: Die besseren Verbrecher waren Menschen mit technischen Berufen und jüngere Leute – die Forscher vermuten, weil man heute ja schon schon in der Schule etwas über die DNA lernt. Auch der allgemeine technische Fortschritt könnte ein Grund sein, wenn Verbrecher möglicherweise cleverer werden als früher.