Wo im Körper man Gefühle fühlt, scheint nicht nur eine Frage der Biologie zu sein - auch die kulturelle Prägung spielt wohl eine Rolle. Das hat ein Team unter Leitung des Forschungszentrums Jülich herausgefunden.

Sie durchsuchten eine Online-Datenbank mesopotamischer Keilschriften. Es ging um Paarungen von Worten, die Gefühle ausdrücken, mit solchen, die sich auf die menschliche Anatomie beziehen.

Stolz im Herzen

Im Fachmagazin iScience schreiben die Forschenden: Die Menschen, die vor rund 3000 Jahren in Mesopotamien lebten, verbanden viele Gefühle mit denselben Körperteilen, wie wir es heute tun. Zum Beispiel wurde Stolz mit dem Herzen assoziiert. Die Forschenden deuten das als einen Hinweis auf eine biologische Basis mancher Gefühle.

Andererseits verkörperten die Mesopotamier einige Gefühle in einer Form, die uns heute seltsam vorkommen dürfte. So empfanden sie Wut vor allem in ihren Oberschenkeln. Und Glück wurde der Leber zugesprochen. Die Forschenden denken deshalb, dass das Gefühlsempfinden auch kulturell geprägt ist. Und es würde erklären, warum ein altes mesopotamisches Sprichwort für "glücklich sein" sich darauf bezieht, dass die Leber hell ist.