Im Sommer 1972 war München Olympia-Gastgeber - die Spiele wurden aber kurz nach Beginn von einem Attentat überschattet.
Am 5. September 1972 stürmten palästinensische Terroristen das Quartier des israelischen Teams im Olympischen Dorf. Zwei Mannschaftsmitglieder wurden direkt ermordet, neun weitere wurden als Geiseln genommen und später bei einer misslungenen Befreiungsaktion der Polizei getötet. Viele Medien berichteten aus dem Olympischen Dorf, deswegen waren die Aktionen der Polizei rund um die Geiselnahme quasi live im TV zu sehen.
Es gab keinen Fernseher
Eine gängige Erzählung ist, dass auch die Terroristen selber das Ganze so mitverfolgt haben - dem widersprechen jetzt aber Forschende, unter anderem vom Institut für Zeitgeschichte München-Berlin. Sie haben Grundrisse vom Olympischen Dorf ausgewertet, außerdem Fotos und Berichte der Polizei. Und sie kommen zu dem Schluss: In dem Apartment, in dem die Terrorgruppe die Sportler festhielt, gab es keinen Fernseher - und auch keine Anschlüsse dafür. Es war also nicht möglich, die Berichterstattung in dem Quartier mitzuverfolgen. Die Forschenden schreiben: Ob die Täter Fernsehen gucken konnten oder nicht, hatte wohl eh keinen direkten Einfluss auf den Ablauf des 05. September. Es sei aber trotzdem ein Beispiel für ein populäres Narrativ, das jahrzehntelang verbreitet und nicht hinterfragt wurde.
Attentat beschäftigt Menschen noch heute
Der Hintergrund des Attentats: Die Terrorgruppe "Schwarzer September" wollte damit erreichen, dass mehr als 200 Palästinenser aus israelischen Gefängnissen freigelassen werden - und auch die beiden RAF-Terroristen Andreas Baader und Ulrike Meinhof. Die waren zu dem Zeitpunkt in Stuttgart in Haft. Der deutsche Regisseur Tim Fehlbaum hat die Ereignisse rund um das Attentat vor kurzem verfilmt, der Kinofilm kam letztes Jahr raus und hat erst vor wenigen Tagen beim Deutschen Filmpreis gewonnen.
