Wissenschaftler haben noch nicht genau verstanden, warum manche Menschen ein sexuelles Interesse an Kindern haben.

Ein deutsches Forscherteam liefert einen neuen Erklärungsansatz. Bisher gehen Experten davon aus, dass Pädophilie daher kommt, dass das Paarungssystem im Gehirn gestört ist, also eine gestörte Sexualität vorliegt. Deshalb gilt auch der Grundsatz, dass Pädophilie nicht heilbar ist. Betroffenen wird zur Psychotherapie geraten, um ihre Neigungen "zu unterdrücken" und im Griff zu behalten.

Der neue Ansatz der deutschen Forscher geht davon aus, dass nicht das Paarungssystem, sondern das sogenannte Brutpflegesystem im Gehirn eine Rolle spielen könnte. Das wird aktiv, wenn Mütter ihre Kinder anschauen. Allerdings wurde es auch aktiv, wenn pädophile Männer Tierbilder anschauten - was nichts mit sexueller Erregung zu tun hatte. Die Forscher vermuten, dass bei Pädophilen das Brutpflegesystem möglicherweise an sexuelle Reize gekoppelt ist - allerdings ist ihre Forschung erst Grundlagenforschung.

Allerdings böte ihr Ansatz Möglichkeiten, Pädophilie medikamentös zu behandeln - weil bei der Aktivität des Brutpflegesystems im Gehirn auch Hormone eine Rolle spielen.

Das Forschungsprojekt der deutschen Wissenschaftler geht noch weiter. Sie haben etwa 400 Männer mit pädophilen Neigungen medizinisch intensiv untersucht und werten jetzt aus, ob es genetische oder hormonelle Besonderheiten bei ihnen gibt.

Ann-Kathrin Horn, Deutschlandfunk Nova Nachrichtenredaktion
Das Brutpflegesystem im Gehirn war bei der Studie bei pädophilen Männern aktiver als bei nicht-pädophilen Männern.