Der Autoverkehr hat in Deutschland seit Jahrzehnten Priorität vor Fußgängerinnen und Radfahrern. Ein internationales Forschungsteam will klären, ob das auch sprachlich so ist.

Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung wollen die Forschenden Unfallberichte der Polizei analysieren. Ihre These: Die Berichte sind oft so formuliert, dass Autofahrende nicht als handelnde Personen auftauchen und so die Schuld für einen Unfall von ihnen ferngehalten wird. Stattdessen wird sie zu Fußgängerinnen und Radfahrern verlagert. Als Beispiel wird diese Formulierung angeführt: Ein Fußgänger sei mit einem Auto zusammengestoßen, weil der Autofahrer nicht mehr rechtzeitig bremsen konnte. Damit wird aus Sicht des Studienleiters die Verantwortung für den Unfall klar dem Fußgänger zugewiesen.

Andere Beispiele für so etwas sind demzufolge Fußgänger, die "plötzlich auf die Straße" geraten oder "übersehen" werden; oder Radfahrerinnen bekommen die Verantwortung dafür, überfahren worden zu sein, weil sie "dunkel gekleidet" waren oder "keinen Helm" trugen.

In Studien aus den USA und Großbritannien ist nach Angaben des Forschungsteams schon nachgewiesen worden, dass es dort sprachlich so eine Verantwortungsverschleierung gibt.