Weniger ist mehr – dieses Prinzip gilt oft, fällt uns aber meistens gar nicht erst ein.

Das hat eine Studie von Forschenden aus den USA ergeben. Konkret haben sie in mehreren Experimenten festgestellt, dass ihre Testpersonen eher etwas hinzufügten als etwas zu entfernen, wenn sie Lösungen für eine Aufgabe entwickeln sollten.

Zum Beispiel haben sich die Forschenden anhand von Archivdokumenten angesehen, welche Vorschläge neue Uni-Rektorinnen und -Rektoren machten, als es darum ging, die Studienbedingungen zu verbessern. Fast 90 Prozent fielen eher zusätzliche Maßnahmen ein, nur 11 Prozent dachten auch daran, dass man bestimmte Regelungen abschaffen könnte.

In einem anderen Test sollten die Teilnehmenden ein Quadrat mit grünen und weißen Kästchen einfarbig machen. Die meisten fügten dazu mehr grüne Kästchen hinzu, obwohl es davon am Anfang weniger gab und es also sinnvoller gewesen wäre, die grünen Kästchen wegzunehmen. Die Forschenden vermuten, dass die Testpersonen die Lösungen mit dem Entfernen einfach nicht auf dem Schirm hatten, vor allem unter Zeitdruck.


Anne Tepper, Deutschlandfunk-Nova-Wissensnachrichten
"Oft nehmen wir einfach die erste Lösung, die uns einfällt – und das ist dann eben der Standard: das Hinzufügen."

Außerdem befürchteten die Testpersonen wohl, dass Wegnehm-Lösungen als weniger kreativ bewertet werden könnten oder das Entfernen als Kritik an den Bemühungen anderer Personen empfunden werden könnte.

Wenn in den Experimenten das Weglassen in der Aufgabenbeschreibung explizit erwähnt wurde oder die Teilnehmenden mehr Zeit für die Lösung hatten, dann entschieden sie sich auch häufiger für eine Lösung mit Entfernen. Die Forschenden sagen, das ließe sich auch auf die Realität übertragen, denn da gebe es auch häufig eine Mehr-ist-mehr-Mentalität, die zum Beispiel zu übervollen Terminkalendern und zu viel Bürokratie in Institutionen führe.

Hier findet ihr ein Video zu dem Experiment.