Wenn man Leonardo da Vinci auf einem seiner Selbstporträts länger in die Augen guckt, fällt es einem auf: Der schielt doch!

Jedenfalls gucken die Augen oft nicht in die gleiche Richtung. Bei Gemälden, auf denen sich der Maler Rembrandt selbst darstellt, ist es genauso. Die Diagnose von Augenärzten lautet bisher: Exotropie - dabei schielt ein Auge nach außen. Zwei Ärzte am Johns Hopkins University Hospital halten dagegen. Sie haben die Winkel der Augenfehlstellung auf den Gemälden und Radierungen genau angeschaut und sagen: Die beiden Künstler haben wahrscheinlich nicht geschielt. Aber sie hatten ein dominantes Auge. So ist das eigentlich bei allen Menschen, mal mehr, mal weniger.

Inga Gebauer, Deutschlandfunk-Nova-Nachrichten
"Bei manchen Selbstporträts von Rembrandt schaut das linke und bei manchen das rechte Auge nach außen."

Laut den beiden Forschern führt die Augendominanz dazu, dass man sich selbst im Spiegel quasi schielend sieht. Das dominante Auge wirkt dann, als würde es geradeaus in den Spiegel schauen, das andere driftet nach außen weg. Als Beweis für ihre Theorie nennen die Forscher, dass Schielen meistens im Alter schlimmer wird. Auf den Porträts bleibe das Phänomen aber immer gleich.