Ein Riesen-Glotzauge - und ein normales kleines Auge. Warum ist der Erdbeer-Tintenfisch so komisch gebaut?

In der Tiefsee ist Licht Mangelware. Wer da gute Augen hat, ist klar im Vorteil. Der pinke Erdbeer-Tintenfisch lebt in bis zu 1000 Metern Tiefe - und er hat solche Augen. Die sehen allerdings ziemlich komisch aus. Sein rechtes Auge ist normal groß. Das linke aber ist eine Art Glubschauge: Es ist doppelt so groß wie das andere und es tritt aus dem Tintenfisch-Kopf hervor. Der Erdbeer-Tintenfisch heißt deshalb auch "cockeyed" - auf deutsch so viel wie schielend oder betrunken.

Immer alles im Blick

Biologen aus den USA haben jetzt eine Erklärung für diese merkwürdigen Augen gefunden. Sie haben hunderte Videos von Tintenfisch-Sichtungen analysiert. Ergebnis: Der Erdbeer-Tintenfisch schwimmt so durch's Wasser, dass sein Glubschauge immer nach oben zur Wasseroberfläche zeigt. Das normale guckt in die dunkle Tiefsee. Der Grund: Mit dem großen Glubschauge kann er besser gegen das Licht von oben gucken - und die Schatten von Feinden erkennen. Unten ist es fast komplett schwarz, da gibt es nur das Licht von einigen selbstleuchtenden Feinden. Und für die reicht dem Tintenfisch sein normales, kleineres Auge.

Tina Kießling, DRadio Wissen Nachrichtenredaktion
"Da scheint die Natur wohl eine Nutzen-Kosten-Rechnung aufzumachen. Augen sind in der Entwicklung und im Unterhalt für ein Lebewesen sehr aufwendig. Die Augen sind immer nur so groß, wie das Lebewesen es gerade so braucht, alles andere wäre Ressourcenverschwendung."