Wenn es um Sozialverhalten geht, dann liegen die Bonobos weit vorne.

Denn diese Zwergschimpansen gelten im Vergleich zu ihrer Schwester-Art, den Gemeinen Schimpansen, als eher friedliebend und tolerant. Bekannt ist, dass Bonobos häufig Sexualverhalten nutzen, um Spannungen in der Gruppe abzubauen. Jetzt hat ein internationales Forschungsteam zum ersten Mal beobachtet, dass Bonobos auch Junge adoptieren, die nicht zu ihrer eigenen Gruppe gehören.

Die Forschenden berichten im Fachmagazin Scientific Reports, dass sie die Tiere über mehrere Jahre im Kongo beobachtet haben. Dabei gab es zwei Fälle, in denen Bonobo-Weibchen jeweils ein junges Tier einer fremden Gruppe adoptierten - obwohl das Junge weder mit ihnen verwandt war noch eine andere engere soziale Verbindung zu ihnen hatte. Vorher wurden Adoptionen nur beobachtet, wenn die Weibchen ein Eigeninteresse hatten - also, wenn sie mit den Waisen verwandt waren oder mit ihnen ihre Kümmer-Fähigkeiten üben konnten.

Hier lag aber offenbar kein Eigeninteresse vor. Die Forschenden nennen das "überraschend und wunderbar". Sie sagen, dass ihre Beobachtungen vielleicht auch helfen könnten, Adoption bei Menschen zu verstehen.

Bonobos und Schimpansen sind die biologisch engsten Verwandten des Menschen. Bonobos leben nur in den dichten Wäldern südlich des Flusses Kongo und sind stark gefährdet - vor allem durch Wilderer und den kommerziellen Handel mit Wildfleisch. Laut der Weltnaturschutzunion IUCN gibt es mindestens 15.000 bis 20.000 Bonobos in der Region.