Der Streamingdienst Spotify nimmt es offenbar nicht ganz so ernst mit Urheberrechten.

Das wirft ihm zumindest ein US-amerikanischer Musikverlag vor und verklagt Spotify auf 1,6 Milliarden US-Dollar. Darüber berichten mehrere Branchenblätter der US-amerikanischen Unterhaltungsindustrie, unter anderem Variety und Rolling Stone.

Der Verlag Wixen Music Publishing hat unter anderem die Rechte an Songs von den Beach Boys, Neil Young, den Doors und Santana. Die Anklage wurde am Freitag einem Bundesgericht in Los Angeles vorgelegt. Darin heißt es, Spotify habe rund 11.000 Lieder verwendet, ohne Lizenzgebühren an den Verlag zu zahlen. Für jedes Lied verlangt der Verlag eine Entschädigung von 150.000 Dollar.

Musikrechte und Streaming

Das Copyright bei Musik ist komplex. Es gibt Rechte an der Musikaufnahme – also von der Plattenfirma – und Rechte am Musikstück – also von Textern und Komponisten. Das US-Recht sieht vor, dass ein Streaming-Anbieter für einen Song nicht nur Geld an die Plattenfirma zahlen muss, sondern auch die Komponisten/Texter über die geplante Verwendung zumindest informieren muss. Letzteres kann ein bisschen kompliziert werden, wenn man Co-Autoren oder die Rechtsnachfolger von Toten ausfindig machen muss. Und der Verlag Wixen Music Publishing wirft Spotify vor, dass der Streaming-Anbieter es so eilig hatte, der Erste auf dem US-Markt zu sein, dass dort teilweise geschludert wurde. Unter anderem soll Spotify die Rechteklärung mit den Autoren an eine Agentur ausgelagert haben, obwohl Spotify gewusst habe, dass die Agentur gar nicht die nötigen Ressourcen hatte, um das hinzubekommen. Bei jedem fünften der 30 Millionen Streaming-Songs von Spotify sollen die Rechte nicht geklärt sein.

Spotify kommentiert nicht - mit Verweis auf das laufende Verfahren.

Sammelklage von Musikern sollte abgewendet werden

Das Problem ist nicht neu. Spotify hatte letztes Jahr in der Sache schon mehrfach Verfahren am Hals. Einmal kam es dabei zu einem vorläufigen Vergleich, bei dem Spotify zugesagt hatte, 43 Millionen US-Dollar an Musik-Autoren zu zahlen. Der Vergleich ist aber noch nicht endgültig von der Justiz abgesegnet worden und die meisten Künstler sind dagegen. Wixen Music fand ihn auch nicht ausreichend und hat deswegen jetzt noch mal nachgelegt. Die Klage wurde Ende des Jahres 2017 eingereicht - vermutlich, weil wegen geplanter Gesetzesänderungen in den USA zum 1. Januar rückwirkend eine Frist ablaufen soll, Ansprüche bei Urheberrechtsverletzungen dieser Art geltend zu machen. Das Verfahren gegen Spotify könnte Folgen für die gesamte Streaming-Branche haben.

Britta Wagner, Deutschlandfunk Nova Wissensnachrichten
"Spotify hat bei einem der früheren Verfahren schon mal Argumente vorgebracht, warum bei einem Streamingdienst ganz andere Urheberrechte gelten könnten als beim klassischen Musikvertrieb über CDs oder Downloads. Juristisch ist das Ganze noch ziemliches Neuland."

Spotify ist der größte der Online-Streamingdienste. Nach eigenen Angaben hat die Plattform mehr als 60 Millionen zahlende Nutzer.