Es heißt oft: Teenager, die gegen andere gewalttätig werden, über sie lästern oder sie mobben, haben selbst psychische Probleme oder ein schwieriges Zuhause.

Auf dieser Annahme beruhen viele Anti-Mobbing-Programme an Schulen. Aber so einfach ist es nicht. Denn Schüler nutzen körperliche und psychische Gewalt nicht nur, um eigene Probleme an Schwächeren auszulassen, sondern auch, um in der sozialen Hierarchie der Schule aufzusteigen. Das ist das Ergebnis einer Studie aus den USA. Dafür haben Forschende die Beziehungen von 3000 Schülerinnen und Schülern der achten bis zehnten Klasse über ein Schuljahr ausgewertet. Dabei zeigte sich: Die Wahrscheinlichkeit von Mobbing war drei- bis viermal höher, wenn Opfer und Täter zu Beginn des Schuljahres befreundet waren. Die Forscher vermuten, dass Freunde meist ähnliche Ziele und Interessen haben und in der Schul-Hierarchie eher auf der gleichen Stufe stehen - und deshalb dann miteinander um die gleichen sozialen Positionen konkurrieren.

Sabrina Loi, Deutschlandfunk Nova Wissensnachrichten
"Im Prinzip sind diese Freunde gleichzeitig auch Konkurrenten. Durch Mobbing kann man die Freunde diskreditieren und dadurch selbst auf der sozialen Leiter nach oben klettern."

Die Forschenden sagen: Mobbing durch Freundinnen und Freunde wird von den Betroffenen als besonders belastend empfunden und ist besonders schädlich für die psychische Gesundheit. Sie schlagen vor, Anti-Mobbing-Programme umzustellen. Die, die es gebe, wendeten sich vor allem an die Opfer. Aber im Prinzip müsste es darum gehen, dass es weniger Wettbewerb gebe und der Gemeinschaftsgedanke mehr gestärkt werde.