Wir kennen die Szene aus Action-Filmen: Der verfolgte Held versteckt sich direkt am Eingang und entwischt dem hereinstürmenden Angreifer dann hinter dessen Rücken. Genau diesen Trick nutzen auch Mäuse.
Das zeigen Versuche, über die ein Forschungsteam im Fachjournal Open Science der britischen Royal Society berichtet. Das Team wollte mehr über das Verhalten der Mäuse wissen und hatte in der Nähe eines Waldes Testkammern aufgestellt. Die hatten ein Kunststoffrohr als einzigen Ein- und Ausgang. Als Lockmittel kam Schokonusscreme rein. In dem Gebiet leben Brandmäuse und Gelbhalsmäuse – Arten, die ihr Territorium engagiert verteidigen und entsprechend oft streiten.
Wurde eine Brandmaus von einem Konkurrenten verfolgt, platzierte die sich in einigen Fällen direkt beim Eingang der Kammer, ließ ihren Verfolger an sich vorbeirasen und flüchtete dann hinter dessen Rücken. Meist handelte es sich bei den Verfolgern um die Gelbhalsmaus, die größer und entsprechend überlegener ist. So vermieden die Brandmäuse einen Kampf in der sonst ausweglosen Kammer.
Ob die Mäuse das mit Absicht taten oder es sich um eine spontane, kreative Reaktion auf die Situation handelt, können die Forschenden nicht mit Sicherheit sagen. Ein anderes Tier absichtlich zu täuschen ist ein komplexes Verhalten, das bisher vor allem von Primaten und Rabenvögeln bekannt ist. Allerdings legen Grauhörnchen leere Nussdepots an, um gezielt potenzielle Futterdiebe zu täuschen. Und Ratten können Verstecken spielen und dabei auch die Rollen tauschen – mit Menschen.