Wenn manche Menschen Sprache hören, dann sehen sie passende Wörter und Bilder vor ihrem inneren Auge - als ob ihr Gehirn sozusagen immer die passenden Untertitel liefert.

Dieses Phänomen wird Tickertape-Synästhesie genannt und ist noch wenig erforscht. Dazu haben Forschende von der Pariser Sorbonne jetzt 26 betroffene Menschen befragt und verschiedene Experimente und Hirnscans gemacht. Dabei stellte sich raus, dass die inneren Untertitel für Sprache bei fast allen Testpersonen schon in der Kindheit auftraten, kurz nachdem sie lesen konnten. Die meisten gaben an, dass sie auch Untertitel sehen, wenn sie selbst laut sprechen oder in Gedanken. Manche erleben das sogar beim Träumen. Zwei Drittel der Testpersonen sehen innere Untertitel auch bei Fremdsprachen. Das kann wohl anstrengend werden, wenn zusätzlich richtige Untertitel auf einem Bildschirm zu sehen sind.

Vielleicht ist das Gehirn überaktiv

Die Ursache dafür ist nicht ganz klar, aber die Forschenden vermuten, dass es etwas damit zu tun hat, wie das Gehirn eines Menschen wahrgenommene Laute in Buchstaben übersetzt. Wir brauchen diese Verknüpfung zum Beispiel beim Buchstabieren. Aber wenn das sozusagen zu effizient abläuft, das Gehirn überaktiv ist, dann könnten auch nur durchs Hören solche Schriftbilder vor dem inneren Auge entstehen.

Das Phänomen Tickertape-Synästhesie wurde zum ersten Mal vor 140 Jahren beschrieben. Generell ist es so, dass bei Menschen mit einer Synästhesie verschiedene Hirnareale gemeinsam reagieren, die normalerweise für unterschiedliche Arten von Sinnesreizen zuständig sind. Deshalb sind zum Beispiel für manche Synästhetiker bestimmte Zahlen oder Töne mit ganz bestimmten Farben verknüpft.