Im Wattenmeer vor der norddeutschen Küste hat sich eine eingeschleppte Algenart verbreitet und richtet dort Schaden an.
Das hat die Uni Göttingen mitgeteilt. Es geht um die Schlauchalge "Vaucheria velutina". Deren fingerlange grüne Fäden ragen ähnlich aus dem Boden wie Grasbüschel. Normalerweise wächst diese Schlauchalge nur am Ufer, aber jetzt hat sie sich rasant im norddeutschen Watt ausgebreitet, das bei Ebbe freiliegt. Entdeckt wurde sie dort im Sommer vor Sylt. Inzwischen bedeckt sie schon eine Wattfläche so groß wie Monaco und könnte ernsthafte Folgen für das Ökosystem haben: Denn zwischen den dichten Algenfäden bleibt feiner Schlick hängen, lagert sich ab und verstopft die Gänge der Wattwürmer.
Die Würmer sind wichtig, um den Wattboden aufzulockern und Sand zu filtern. Wenn sich die Schlauchalge weiter ausbreiten sollte und sich immer mehr Schlick ansammelt, könnte das gesamte Leben im Wattboden darunter leiden. Laut Forschenden könnte dann sogar die Fähigkeit des Bodens sinken, sich dem im Klimawandel steigenden Meeresspiegel anzupassen.
Die Algenart könnte laut dem Wattforscher Karsten Reise durch importierte pazifische Austern eingeschleppt worden sein. Die werden im Wattenmeer bei Sylt in Netzbeuteln gehalten, bis sie groß genug sind.
Wegen ihrer "plötzlichen Dominanz" und der "unabsehbaren ökologischen Folgen" für das Wattenmeer hat die Deutsche Botanische Gesellschaft die Schlauchalge Vaucheria velutina jetzt zur "Alge des Jahres 2021" gewählt.
