Auch bei Walen gibt es offenbar Muttersöhnchen.
Forschende aus Großbritannien haben bei rund 100 wild lebenden Orcas beobachtet, dass manche Männchen deutlich weniger Narben von Kämpfen mit anderen Orcas hatten. Diese Wal-Männchen hatten eins gemeinsam: Sie lebten im Familienverbund mit ihrer Mutter als Leittier, und die Mutter hatte die Wechseljahre schon hinter sich. Die Forschenden vermuten, dass die Orca-Mütter nach der Menopause ihre Söhne gezielt beschützen, ihre Töchter aber nicht.
Söhne zum Kosten auslagern
Das könnte am Fortpflanzungs-Muster der Wale liegen: Weil die Söhne mit mehreren Weibchen Nachwuchs haben können, geben sie auch die Gene ihrer Mutter stärker weiter. Und: Wal-Männchen paaren sich mit Weibchen einer anderen Herde, und diese Herde übernimmt dann auch die aufwändige Aufzucht der Orca-Kälber. Mit Söhnen können Wal-Mütter also quasi Kosten auslagern.
Die Forschenden sagen, ihre Erkenntnisse könnten vielleicht auch erklären, warum es überhaupt Wechseljahre bei manchen Wal-Arten - und bei Menschen gibt. Wenn Weibchen oder Frauen sich nicht mehr fortpflanzen, haben sie mehr Energie, um ihre Erfahrung und ihr Wissen für ihre soziale Gruppe einzusetzen.
In die Wechseljahre mit 70
Nur von sechs Wal-Arten und von Menschen ist bekannt, dass sie in die Wechseljahre kommen. Orca-Weibchen können über 90 Jahre alt werden, ihre Menopause startet normalerweise mit knapp 70 Jahren. Warum sie mehr als 20 Jahre leben, obwohl sie sich nicht mehr fortpflanzen und damit nicht mehr auf diese Weise zum Fortbestand der Gruppe beitragen, war lange ein Rätsel.
