Der amtierende türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan kam am 26.2.1954 in Istanbul zur Welt – eine unruhige Zeit für die Türkei. Nur ein Jahr später sollten Pogrome gegen die christlich-griechische Minderheit das Land erschüttern.

Er ist ein komplizierter Partner, sein Regierungsstil schlug von einem anfänglich liberalen zu einem zunehmend autoritären Regime um: Zehn Jahre ist Recep Tayyip Erdoğan bereits in der Türkei an der Macht – und feiert nun seinen 70. Geburtstag.

Recep Tayyip Erdoğan: Geburt in politisch unruhigen Zeiten

Geboren wird er Mitte der 1950er Jahre. Die Türkei wird damals von Pogromen gegen die griechisch-christliche Minderheit im Land erschüttert. Am Ende sind deren Gemeinde in Istanbul kaum noch wahrnehmbar.

Einige vermuten, Regierungschef Adnan Menderes stecke dahinter, um von wirtschaftlichen Problemen abzulenken. Andere machen den Zorn von Teilen der türkischen Gesellschaft gegen die griechische Zypernpolitik für die Ausschreitungen verantwortlich. Fortan spielt das Militär, das im Mai 1960 gegen Adnan Menderes putscht, eine entscheidende Rolle in der türkischen Innenpolitik.

"Auch Erdoğan musste den Einfluss des türkischen Militärs erfahren: Im Mai 2016 steht er einem Putschversuch gegenüber – doch weite Teile der Bevölkerung stehen hinter dem Präsidenten."
Matthias von Hellfeld, Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte

Recep Tayyip Erdoğan steht seit der Parlamentswahl am 3. November 2002 im Fokus der türkischen Politik, zunächst als Ministerpräsident und seit 2014 als Präsident der Türkei. Im Frühsommer 2016 erfährt er am eigenen Leib den Einfluss des Militärs: Es versucht, gegen ihn zu putschen und der Präsident entgeht nur knapp einem Attentat.

Grund für den Putsch: Aus dem anfänglich als Reformer umjubelten Politiker ist ein zunehmend autokratisch regierender Staatschef geworden. Doch der Putschversuch wird von der türkischen Bevölkerung nicht getragen. Im Gegenteil: Als Recep Tayyip Erdoğan aus einem Versteck heraus die Bevölkerung Istanbuls auffordert, ihn und seine Regierung gegen das Militär zu verteidigen, folgen ihm viele Tausend Türkinnen und Türken.

"Nach drei Tagen ist der Putsch niedergeworfen. Es beginnt eine Säuberungswelle und Erdoğan sitzt fester im Sattel als je zuvor, die Opposition ist weitgehend ausgeschaltet."
Matthias von Hellfeld, Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte

Er regiert das Land mit uneingeschränkter Macht und hat die Türkei in eine Autokratie umgewandelt. Gleichzeitig ist er bei der Lösung vieler internationaler Probleme das Zünglein an der Waage: Flüchtlinge, NATO-Beitritt Schwedens oder das Verhältnis zu Wladimir Putin.

Ihr hört in Eine Stunde History:

  • Die Journalistin und Biographin Çiğdem Akyol blickt zurück auf das Leben des Recep Tayyip Erdoğan.
  • Der Politologe und Türkeiexperte Burak Çopur ordnet die politische Bedeutung der Türkei unter Erdogan ein.
  • Der ARD-Korrespondent in Istanbul Thomas Bormann ordnet die außenpolitischen Ambitionen Erdogans im Nahen Osten und bei anderen internationalen Konflikten ein.
  • Deutschlandfunk Nova - Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld blickt zurück auf die Anfänge des politischen Lebens von Recep Tayyip Erdoğan.
  • Deutschlandfunk-Nova-Reporter Matthis Jungblut beschreibt den gescheiterten Putschversuch gegen Erdoğan im Mai 2016.
Shownotes
Ein komplizierter Partner
Recep Tayyip Erdogan wird 70
vom 23. Februar 2024
Moderator: 
Markus Dichmann
Gesprächspartner: 
Matthias von Hellfeld, Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte
  • Die Journalistin und Biographin Cigdem Akyol blickt zurück auf das Leben des Recep Tayyip Erdogan.
  • Deutschlandfunk-Nova-Reporter Matthis Jungblut beschreibt den gescheiterten Putschversuch gegen Erdogan im Mai 2016.
  • Der Politologe und Türkeiexperte Burak Copur ordnet die politische Bedeutung der Türkei unter Erdogan ein.
  • Der ARD-Korrespondent in Istanbul ordnet die außenpolitischen Ambitionen Erdogans im Nahen Osten und bei anderen internationalen Konflikten ein.