Es war die größte Zäsur in der Kinogeschichte seit der Erfindung des Tonfilms: 3D-Animation. Mit "Avatar" feierte das 3D-Kino seinen größten Erfolg. Zehn Jahre lang führte der Film die Liste der Top-Filme an. Doch der Hype scheint vorbei.
Es war eine Innovation, als Tiere und Menschen plötzlich aus der Kino-Leinwand heraustraten und uns scheinbar berühren konnten. Und jetzt? Kann uns das nicht mehr wirklich beeindrucken und die Brillen nerven. Die Prognose, das Kino der Zukunft wird nur noch 3D zeigen, hat sich jedenfalls nicht bewahrheitet.
Verkaufszahlen gehen zurück
Dass der Hype zurückgeht, lässt sich vor allem an den Verkaufszahlen ablesen: In den Jahren nach "Avatar", zwischen 2010 und 2017, waren es laut des Statistik-Portals "Statista" pro Jahr zwischen 25 und 30 Millionen verkaufter 3D-Kino-Tickets in Deutschland. 2018 dann der Einbruch: nur noch gut 17 Millionen Tickets wurden für 3D-Filme verkauft, sagt unser Reporter und Filmspezialist Tom Westerholt.
Ganz von der Bildfläche wird 3D aber trotzdem nicht verschwinden, meint der Filmschaffende Gerd Nefzer.
"Ich kann mir nicht vorstellen, dass 3D ausstirbt. Aber ich denke, es wird weniger werden, weil es im Endeffekt nicht viel mehr Leute ins Kino gezogen hat, als ein 2D Film."
Gerd Nefzer ist Entwickler von Special-Effects und hat für seine Arbeit in "Blade Runner 2049" den Oscar gewonnen. Er meint: Tot ist 3D zwar nicht, aber es wird weniger. Denn der Aufwand lohnt sich für Hollywood nicht.
Ein 3D-Film ist in der Produktion immer teurer als die 2D-Variante. Rechnen würde sich das nur, wenn die Mehrkosten wieder eingenommen würden - werden sie aber nicht. Ein 3D-Film lockt nämlich nicht mehr Leute ins Kino.
Trend geht zu Special-Effects
Darum werden Effekte, die ausschließlich am Computer hergestellt und als Animation im Film eingebaut werden, immer uninteressanter.
Sehr viel beliebter sind in der Branche SFX, also Special Effects, sagt Gerd Nefzer. Damit sind Effekte gemeint, die mit der Kamera aufgenommen worden sind. Sie werden physisch hergestellt und dann abgefilmt. Das kann beispielsweise künstliches Wetter oder eine Explosion sein.
"Als es mit der Digitalisierung losging, dachten wir alle: Jetzt werden wir arbeitslos. Eine Zeit lang war es tatsächlich weniger, doch jetzt will jeder Regisseur erst einmal versuchen, alles "In Camera" zu drehen."
Gerade weil im vergangenen Jahrzehnt so viel vor Green Screen gedreht wurde und alle Computer-Effekt Möglichkeiten ausgereizt wurden, sei das Publikum übersättigt. Darum jetzt wieder die Hinwendung zu mehr Realismus - und weniger 3D.
3D wird Ausnahme und nicht Regel bleiben
Vielleicht erwartet den 3D-Film mit der "Avatar"-Fortsetzung 2022 nochmal ein Höhepunkt, doch zur Regel wird es nicht mehr werden, meint Tom Westerholt. 3D ist seiner Meinung nach eher etwas fürs Event-Kino, mit riesigen IMAX Leinwänden und Dolby Atmos Sound, aber nichts für das Mainstream-Kino.