Wer nicht regierungskonform berichtet, der muss als Journalist mit einer Geldstrafe von umgerechnet 60.000 Euro rechnen.
Die Journalisten Elisabeth Lehmann arbeitet seit eineinhalb Jahren in Ägypten. Ihre Arbeitsbedingungen haben sich in dem Land in den vergangenen Wochen extrem verschlechtert. Präsident Abdel Fattah al-Sisi hat eine neues Gesetz erlassen, das Journalisten zunächst zwei Jahre Haft androhte, wenn ihre Darstellung von der der Regierung abweicht. Nach massiven Protesten hat die Regierung das Gesetz dahingehend abgeändert, dass bei nicht regierungskonformer Berichterstattung eine Geldstrafe von bis zu 60.000 Euro verhängt wird.
"Man wird vorsichtiger, man beginnt, bestimmte Orte zu meiden."
Aber das ist nicht die einzige Behinderung, die es Journalisten schwer macht, in dem Land noch zu arbeiten. Beispielsweise werde keine Jahresakkreditierung und damit auch kein Jahresvisum mehr für Journalisten ausgestellt. Elisabeth muss deshalb jeden Monat ihre Akkreditierung erneuern. Sie rechne jeder Zeit damit, dass ihre Akkreditierung nicht verlängert werde.
Permanente Überwachung
Die Journalistin reist häufig mit einem Team der Deutschen Welle. Daher weiß sie, wie schwierig es für die Kollegen inzwischen geworden ist, Drehgenehmigungen für die Straße zu bekommen. Ständig würden sie von Geheimdienstmitarbeitern beobachtet und kontrolliert.
"Ich denke, es ist ganz klar das Signal: Wir wollen keine unabhängigen Berichterstatter in unserem Land haben und schon gar keine ausländischen."
Die Ägypter selbst stünden der Berichterstattung des katarischen Fernsehsenders "Al Dschasira" sehr kritisch gegenüber. Das hätte dazu geführt, dass, nachdem ein junger Mann gerufen hätte, sie seien ein "Al Dschasira"-Team, sie plötzlich von mehreren Menschen auf der Straße umringt waren, die ihre Kamera zerstört und sie mit einem Messer bedroht hätten.
Mehr über die Behinderung der Presse in Ägypten:
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