Ahmad Mansour hat sich als Student vom Islamismus gelöst und setzt sich heute für eine differenzierte Betrachtung von Islamismus und Salafismus ein.

Ahmad Mansour ist als Kind einer arabischen Familie in Israel aufgewachsen. Obwohl er in einer nicht-praktizierenden muslimischen Familie aufwuchs, gehörte der Hass auf Juden zu seiner Kindheit und Jugend. Während der Schulzeit hatte er Kontakt zu einem fundamentalistischen Imam. Er wurde Islamist.

"Am Anfang war das alles harmlos, es ging um den Koran, Geschichte und Hocharabisch. Und langsam haben wir dann angefangen, über die anderen zu reden, über die, die Alkohol trinken oder kein Kopftuch tragen."
Ahmad Mansour, Psychologe und Islamismus-Aussteiger

Neue Sichtweisen durchs Studium

Nach der Schule begann er ein Psychologie-Studium und begann den Islam zu hinterfragen. Durch sein neues Umfeld bekam er eine neue Sichtweise auf die Welt und stellte den Islam infrage. Wie er selbst sagt, hat er - ganz banal durch die Studienlektüre, weltliche und sachliche Literatur - die Doppelmoral der Islamisten erkannt. Er bekam zunehmend weltliche Interessen, was wiederum dazu führte, dass er in der islamischen Gemeinschaft weniger geachtet wurde. 2005 kam Mansour nach Deutschland und setzte hier sein Studium fort.

"Mit 18 hatte ich Interesse an Frauen und Interesse, auszugehen, aber immer diese Schuldgefühle, etwas Schlechtes zu tun - das war ein Auslöser, aufzuhören."
Ahmad Mansour, Psychologe und Islamismus-Aussteiger
Portrait von Ahmad Mansour
© dpa
Ahmad Mansour beschäftigt sich mit Islamismus, Salafismus und Antisemitismus. Außerdem berät er Aussteiger, die dem Islamismus den Rücken kehren wollen.

Ahmad Mansour arbeitet heute als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Zentrum für demokratische Kultur in Berlin. Salafismus, Islamismus und Antisemitismus sind seine Schwerpunktthemen. Im Projekt "Heroes" arbeitet er mit Jugendlichen, die aus Familien mit muslimischem Hintergrund kommen und kümmert sich um deren Probleme. Er berät auch Pädagogen und Sozialarbeiter, um eine differenziertere Betrachtung des Islamismus zu erreichen und um darauf aufmerksam zu machen, wo die Gefahren für die Radikalisierung von Jugendlichen liegen.

Ein Rabbiner als Freund

Im August 2012 war der Rabbiner Daniel Alter von antisemitischen Jugendlichen in Berlin angegriffen und verletzt worden. Trotz des Angriffs bestärkte der Rabbiner immer wieder seinen Willen, sich "für den interreligiösen Dialog und die Verständigung von Völkern und Nationen einzusetzen." Im Zusammenhang mit dem Angriff, vor allem im Zusammenhang mit den darauf folgenden Demonstrationen gegen Antisemitismus haben Mansour und Alter sich kennengelernt. Heute sind sie eng befreundet.

"Ein Mensch, der aus einer sehr traurigen Geschichte etwas sehr Positives gemacht hat und der ein Vorbild für mich ist."
Ahmad Mansour über den Rabbiner Daniel Alter

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