"Pick up" nennt sich das Programm der Stadt Essen - es geht um Sauberkeit und Suchtbekämpfung. Alkoholabhängige fegen und heben Müll auf, dafür bekommen sie ein paar Dosen Bier und 1,25 Euro die Stunde.

Die Stadt Essen hat genug von dem Dreck in der Stadt, und sie hat genug von Alkoholabhängigen, die mit Bier und Schnaps in der Hand in der Fußgängerzone herumstehen. Das Programm "Pick up" soll gegensteuern: Schwerstabhängige helfen, die Innenstadt zu reinigen und bekommen dafür Bier und etwas Lohn.

"Ganz persönlich habe ich erstmal geschluckt, weil ich, wie viele andere Bürger auch, gedacht habe: Oh, an Alkoholabhängige Alkohol abgeben? Aber da liegt nicht der Schwerpunkt. Der Schwerpunkt liegt auf der Gemeinwohlarbeit."
Oliver Balgar von der Suchthilfe Essen

Die Abhängigen zur Abstinenz zu bewegen, ist nicht das Ziel des Projekts. Manche sind seit Jahrzehnten süchtig. Dass sie ihren Alkoholkonsum jetzt einstellen, ist unwahrscheinlich. Vielmehr soll ihnen die regelmäßige Arbeit eine Struktur geben und helfen, zumindest kontrollierter und weniger zu konsumieren.

Das Bier wird nach getaner Arbeit in den Räumen der Essener Suchthilfe ausgegeben und dort auch getrunken. Harten Alkohol gibt es dann nicht. Die Suchthilfe bietet außerdem eine medizinische Versorgung und Beratungsmöglichkeiten an. Es geht also um mehr, als die Sucht der Menschen auszunutzen. Dennoch gibt es auch Kritik an dem Projekt.

Aber bevor es endgültig losgehen kann, bleiben noch Fragen zu klären. Zum Beispiel: Wer zahlt für das Bier?

Shownotes
Alkohol
Bier als Suchthilfe
vom 28. April 2014
Autor: 
Sebastian Auer
Moderation: 
Manuel Unger
Onlineredaktion: 
Sonja Ernst