Klar ist: Alkohol schadet dem Körper. Komplett darauf zu verzichten, wollen oder schaffen aber nur wenige. Was aber, wenn man merkt: Der Freund oder die Freundin trinkt zu viel? Die Suchttherapeutin Stefanie Bötsch gibt Tipps, wie man das Thema anspricht.
Ein Szenario: Eine coole Party mit der besten Freundin. Die Stimmung ist gut, die Musik auch. Aber die Freundin trinkt, mal wieder, nicht nur ein Bier zu viel. Es wird unangenehm – für sie, aber auch für einen selbst. Was tun? Sie ansprechen oder nicht?
"Ja, auf jeden Fall", sagt die Suchttherapeutin Stefanie Bötsch. Vor allem, wenn man merkt, dass es einen selbst stört. "Aber bitte nicht während der Situation. Betrunken hat man noch nie zielführende Gespräche geführt.", sagt Stefanie Bötsch. Sie betreibt den Podcast "Psychoaktiv" über Drogen und Alkohol. Besser sei es, einen ruhigen und nüchternen Moment wählen.
"Am besten ist es, keinen Alkohol zu sich zu nehmen."
Zu viel zu trinken, ist ein ernstes Thema. Zahlreiche Studien belegen, dass Alkohol schädlich ist. Die Gefahren durch Alkohol und die Suchtgefahr werden allerdings häufig ausgeblendet. Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen hat deshalb erst kürzlich ihre Empfehlungen zum richtigen Umgang mit Alkohol angepasst.
"Alkoholkonsum sollte von jeder Person reduziert werden, unabhängig davon, wie viel sie trinkt. Am besten ist es, keinen Alkohol zu sich zu nehmen. Alkoholische Getränke bergen Risiken, wenn es um die physische Gesundheit der Menschen geht", schreibt die Suchthilfe-Dachorganisation. Das Deutsche Krebsforschungszentrum schätzt, dass Alkohol für über 20.000 Krebsneuerkrankungen pro Jahr in Deutschland verantwortlich ist.
Zu viel Alkohol: Auf Konsequenzen statt Fakten hinweisen
Fakten, die nachdenklich machen. Doch kommen sie auch im Freundeskreis an? Stefanie Bötsch ist skeptisch: "Wenn solche Fakten wirklich unser Verhalten ändern würden, dann würde ja kein Arzt und keine Ärztin Alkohol trinken oder Zigaretten rauchen." Es sei hilfreicher, auf akute Konsequenzen hinzuweisen. "Was stört jetzt am Alkoholkonsum, welche negativen Auswirkungen hat er schon? Wir können der Freundin oder dem Freund helfen, auf diese Fragen zu schauen", rät die Suchttherapeutin.
"Betrunken hat man noch nie zielführende Gespräche geführt"
Es ist schwer, das Thema überhaupt anzusprechen. Zuerst sollte man für sich einige Fragen beantworten: Was stört mich selbst daran? Warum mache ich mir Sorgen? "Sonst wirkt so ein Gespräch sehr belehrend und das Gegenüber hat Schwierigkeiten, sich darauf einzulassen", sagt Stefanie Bötsch. Weitere Tipps: Eigene Beobachtungen schildern und Ich- statt Du-Botschaften nutzen: Also statt "Ich finde, du trinkst zu viel!" lieber "Bei den letzten Partys ist mir aufgefallen, dass du ein bisschen zu viel getrunken hast, und das macht mir Sorgen." sagen.
Tipp: Keinen Alkohol mehr gemeinsam trinken
Doch was ist, wenn so ein Gespräch nichts ändert? Suchtexpertin Stefanie Bötsch rät, dann das eigene Verhalten zu ändern: "Man kann aufhören, mit der Person Alkohol zu trinken, und gezielt Dinge außerhalb des Party- und Alkoholkontextes machen." Gleichzeitig bleibe man so miteinander in Kontakt und hält die Freundschaft aufrecht.
Denn Freundschaften sollte man aktiv gestalten. "Wenn man wegen des Alkoholkonsums unzufrieden ist, dann wäre das Schlimmste, wenn man keine Lust mehr hat, mit der Person abzuhängen", sagt Stefanie Bötsch. Helfen weder Gespräche noch ein verändertes Verhalten, kann man anbieten, gemeinsam professionelle Hilfe zu suchen.