Viele Menschen haben Angst, wenn sie im Dunkeln nach Hause müssen - Frauen besonders dann, wenn ihnen ein Mann längere Zeit folgt. Unsere Reporterin Rebekka Endler hat recherchiert, was Frauen helfen kann, sich auf dem Heimweg etwas sicherer zu fühlen und sich Tipps von einer Kriminalhauptkommissarin geholt.
Schritte im Dunkeln - das macht viele Frauen auf dem Nachhauseweg nervös. Auch wenn wir uns meist sicher fühlen, gibt es doch diese Momente, in denen uns mulmig zumute ist.
"Also, ich hab immer eine Diskussion mit meinem Mann, der nicht verstehen kann, wenn ich sage: Ich habe auf dem Nachhauseweg Angst, und dass ich es nicht mag, wenn ein Mann hinter mir läuft in sicherem Abstand."
Es gibt keine Zahlen dazu, wie viele Menschen sich nachts unsicher fühlen. Einzelne Städte und Kommunen, wie Tübingen, Bamberg oder Stuttgart, haben dazu Befragungen in Auftrag gegeben. Unterteilt wurde dabei nur nach Mann oder Frau. Das Ergebnis: Frauen fühlen sich mehr als doppelt so häufig unsicher, wie Männer.
Was können Frauen also tun? Nina Bockheiser ist Kriminalhauptkommissarin und arbeitet bei der Gewaltpräventionsstelle der Polizei Köln. Sie gibt Selbstbehauptungs- und Selbstverteidiungskurse. Ihrer Meinung nach kann die Körpersprache sehr entscheidend dafür sein, wie wir auf einen potenzielle Täter wirken. Wenn er annimmt, dass wir uns schlecht zur Wehr setzen können, wird er möglicherweise eher angreifen, als wenn wir einen selbstbewussten Eindruck machen.
Angreifer früh bemerken und abwehren
Ein mindestens 120 Dezibel lauter Taschenalarm in der Manteltasche kann einen Angreifer schon in die Flucht schlagen. Auch der Hausschlüssel kann kurzfristig in eine Waffe umgewandelt werden. Ihn griffbereit zu haben, ist zudem empfehlenswert, damit wir vor der Haustür nicht zu lange in unserer Tasche danach wühlen müssen. Denn das lenkt uns von möglichen Gefahren in unserer Umgebung ab.
Heimweg vorab planen
Kriminalhauptkommissarin Nina Bockheiser empfiehlt, nachts auf dem Nachhauseweg aufmerksam zu sein, keine Musik über Kopfhörer zu hören und bestenfalls den Heimweg vorab zu planen: Wo gibt es einen Kiosk oder ein Café, in das wir gehen können, wenn wir uns unsicher oder bedroht fühlen. Aber auch ein Taschenalarm, der auf Knopfdruck laut losdröhnt und den Angreifer verunsichert, kann uns mehr Sicherheit geben.
"Zum einen schocke ich den Täter, weil er in dem Moment nicht damit rechnet dass so ein Alarm losgeht. Zum anderen kann ich dafür sorgen dass ich eine Öffentlichkeit damit herstelle, dass sich Zeugen für die Tat bekomme und es hilft mir auf jeden Fall, Sekunden zu bekommen, um zu flüchten."
Für den sichereren Heimweg gibt es inzwischen auch die App Wayguard, die von der Polizei Nordrhein-Westfalen mitentwickelt wurde und für ganz Deutschland verfügbar ist. Wayguard ist eine Begleit- und Notruf-App in einem. Der Download und die Nutzung sind kostenlos. Sie bietet einer Person auf dem nächtlichen Heimweg virtuelle Begleitung durch eine zertifizierte Sicherheitsfirma. Im Notfall werden unsere Geodaten direkt an die Polizei weitergeleitet und ein Einsatzwagen macht sich auf den Weg zu uns.
Telefonische Begleitung für mehr Sicherheit
Das Heimweg-Telefon funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip, aber ohne App. Wer sich nachts im Dunkeln unsicher fühlt, kann dort wochentags bis 24 Uhr und am Wochenende bis vier Uhr morgens anrufen. Eine Person begleitet uns am Telefon und fragt zwischendurch ab, wo wir uns gerade befinden. Im Notfall kann die Person am anderen Ende der Leitung, die Polizei schnell informieren, damit sie uns zu Hilfe kommt.
Am wichtigsten findet Kriminalhauptkommissarin Nina Bockheiser aber, dass wir aufmerksam bleiben. Wer über seine Kopfhörer laut Musik hört und die ganze Zeit auf das Smartphone in seiner Hand schaut, bekommt nicht immer mit, was um ihn herum passiert. In einer Broschüre hat die Polizei außerdem Sicherheitstipps für Frauen zusammengefasst.
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