Ab dem 7. Juni soll sich jeder und jede impfen lassen können, das gab Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gestern (17. Mai 2021) bekannt. Doch es braucht genug Impfstoff, damit alle Impfwilligen auch einen Termin bekommen. Sonst droht nach dem Kippen der Impf-Reihenfolge noch mehr Konkurrenz um eine Corona-Impfung, so Ann-Kathrin Büüsker aus dem Dlf-Hauptstadtstudio.
Dass alle ab dem 7. Juni 2021 tatsächlich einen Impftermin bekommen, ist unwahrscheinlich Aber ab dann kann sich zumindest jeder und jede über 16 Jahren um einen Termin bemühen, so Ann-Kathrin Büüsker. Doch ob es dann genügend Impfstoff geben wird, ist offen - unsere Korrespondentin ist da allerdings skeptisch.
"Es wird weiterhin nicht genügend Impfstoff für alle geben."
Jens Spahn machte deshalb auch deutlich, dass sich die Impfkampagne bis in den Sommer hineinziehen wird. Doch der Bundesgesundheitsminister war unter Zugzwang geraten, für den Bund einen Termin zu nennen, ab dem die Impfpriorisierung fällt.
Denn Bundesländer wie Berlin, Bayern oder Baden-Württemberg hatten zuletzt die Reihenfolge für die Corona-Impfung in den Arztpraxen aufgehoben. Der Ansturm bei den Ärzten und Ärztinnen ist seitdem noch größer.
Jens Spahn war unter Zugzwang
Hinzu kommt, dass der Bundesgesundheitsminister davon ausgeht, dass bis zum 7. Juni die Priorisierungsgruppen mit der Impfung durch sind, dass also Menschen über 60 Jahren beide Corona-Impfungen erhalten haben. "Doch das Problem ist: Wenn das nicht klappt, dann konkurrieren die ungeimpften Risikogruppen mit noch mehr Konkurrenz um die wenigen verfügbaren Impftermine", sagt Ann-Kathrin Büüsker.
Das Problem ist auch, dass es für bestimmte Bevölkerungsgruppen weiterhin keinen Impfstoff gibt. Für Kinder und Jugendliche wurde noch kein Vakzin zugelassen. "Biontech-Pfizer hat zwar für die Altersgruppe ab zwölf Jahren eine Zulassung beantragt", sagt Ann-Kathrin Büüsker, "damit gehen jüngere Kinder aber immer noch leer aus." Auch Schwangere werden in einzelnen Bundesländern noch nicht geimpft.
Ob alle Bundesländer mitziehen, ist offen
Das Datum 7. Juni steht nun aber fest. Ob allerdings alle Bundesländer diesen Termin umsetzen, ist ebenfalls unklar. Es könnte passieren, dass die Länder unterschiedlich vorgehen. Denn für das Ende der Reihenfolge müssten sie zum Beispiel ihre Buchungssysteme für die Impfungen umstrukturieren.
"Man strebt den 7. Juni als 'Independence Day' an. Aber da sind noch ziemlich viele Fragezeichen dran."
Für die Entscheidung von Jens Spahn gibt es Zustimmung und Kritik. Andreas Gassen zum Beispiel - Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung - begrüßte den Schritt. Aber er machte auch deutlich, dass es eben ausreichend Impfstoff braucht.
Christiane Woopen, Vorsitzende des Europäischen Ethikrates, hingegen kritisierte die Aufhebung der Impf-Reihenfolge. Sie wünscht sich, dass die Jüngeren bei der Impf-Reihenfolge mehr zum Zuge kommen, konkret: dass Schüler und Schülerinnen, Auszubildende sowie Studierende stärker berücksichtigt werden, damit nach dem Sommer Schule, Ausbildung und Uni wieder losgehen können. "Aber für diese Gruppen rückt mit der Aufgabe der Impfpriorisierung der Impftermin auch nur bedingt näher", sagt Ann-Kathrin Büüsker. "Denn wenn wir keinen Impfstoff haben, dann dauern die Impfungen doch noch länger."