Eine Umweltaktivistin sitzt in Haft, weil sie zwei Polizisten im Dannenröder Forst angegriffen hat. Doch die Identität von "Ella" ist bis heute unbekannt. Udo Vetter ist Fachanwalt für Strafrecht und erklärt, wie das passieren konnte.
In Zeiten von Social Media, Fingerabdrücken auf dem Smartphone und digitalen Impfpässen scheint es unmöglich, keine Spuren zu hinterlassen. Der Umweltaktivistin "Ella" ist das trotzdem gelungen. Denn obwohl sie im Juli 2021 zu zwei Jahren und drei Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt wurde, weil sie zwei Polizisten im Dannenröder Forst angegriffen haben soll, ist ihre Identität unbekannt. Von der Justiz wird sie als "unbekannte weibliche Person 1" geführt.
"Man muss seine Identität preisgeben. Allerdings ist das in Deutschland nur eine sogenannte Ordnungswidrigkeit, wenn man das nicht macht."
Anonyme Aktivistin sitzt in Untersuchungshaft
Dass "Ella" ihre Identität nicht verraten will, hat noch eine weitere Folge. "Sie sitzt seit ihrer Festnahme in Untersuchungshaft und wer normale Strafverfahren kennt, weiß, dass man in Untersuchungshaft nur in krassen Ausnahmefällen kommt", erklärt Vetter. Aufgrund der unbekannten Identität gehe das Gericht aber bei der Umweltaktivistin von einer erhöhten Fluchtgefahr aus und behalte sie deshalb und nicht etwa wegen ihrer Taten in Untersuchungshaft, so der Anwalt.
"Diese Frau sitzt im Knast, weil sie ihren Namen nicht sagt, nicht weil die Vorwürfe so gravierend sind."
Über die Taten von "Ella" wird derzeit vor dem Landgericht Gießen erneut verhandelt. Denn sowohl die Staatsanwaltschaft als auch die Verurteilte hatten gegen das Urteil vom Amtsgericht Alsfeld Berufung eingelegt.
Unser Aufmacherbild ist ein Symbolfoto und zeigt nicht die Person "Ella".