Brennende Autos, kaputte Ladenfenster und Schmierereien auf Fassaden - eine Anschlagsserie in Neukölln richtet sich gegen Personen, die sich gegen rechts engagieren.
Seit dem Sommer 2016 richten sich rechtsextreme Angriffe nicht nur gegen linksgerichtete Organisationen, immer häufiger werden auch Privatpersonen zum Opfer rechtsextremer Straftaten. Vor allem im Berliner Stadtteil Neukölln kommt es in den letzten Monaten vermehrt zu Angriffen gegen Bürger, die sich gegen Rechtsextremismus einsetzen.
"Die Betroffenen, deren Autos angezündet wurden, das sind ganz klar Menschen, die sich aktiv gegen Rechtsextremismus in der Öffentlichkeit gezeigt haben."
Im Dezember 2016 organisierte Heinz Ostermann beispielsweise eine Diskussionsrunde in seiner Neuköllner Buchhandlung: "Was tun gegen die AfD? Aufstehen gegen Rassismus!" Zehn Tage später wurde das Fenster seines Ladens eingeworfen. Und im Januar brannte dann sein Auto - das stand allerdings nicht vor seinem Buchladen, sondern vor seiner Wohnung.
"Irgendwann hat die Polizei mich nachts um halb drei aus dem Bett geklingelt und meinte: Das Auto brennt!"
Der Angriff auf Heinz Ostermann ist kein Einzelfall. Seit Sommer letzten Jahres werden Neuköllner, die sich im Bezirk gegen Rechts engagieren, Ziel von rechtsextremen Anschlägen. Über 40 solcher Attacken gab es bisher.
"Brandstiftungen an Autos, aber auch Sachbeschädigung, Graffiti-Schmierereien, solche Dinge, die nach unserer festen Überzeugung rechtsextremistische Motivation hatten."
Ähnliche Übergriffe wie die, die kürzlich im Süden von Neukölln vorgefallen sind, gab es auch schon in den 1990er Jahren. Damals wurden linke Cafés und Versammlungsräume von Neo-Nazis attackiert. Aber die jüngsten Anschläge haben eine neue Qualität, sagt Mirjam Blumenthal von der Neuköllner SPD - auch das Auto der Politikerin wurde angezündet.
"Wir haben nach den anderen Brandanschlägen gemerkt, es geht nicht nur an die Organisationen, die die Nazis nicht mögen, sondern es geht tatsächlich an die Menschen, die hinter diesen Organisationen stehen."
Dass die Zahl der Straftaten zugenommen hat, hat die Berliner Polizei zum Anlass genommen, um eine Ermittlungsgruppe zu gründen: Die Ermittlungsgruppe "ReSiN" (Rechtsextreme Straftaten in Neukölln).
Aber auch die Bürger in Neukölln organisieren sich: In der sogenannten Hufeisen-Siedlung im Berliner Ortsteil Britz, in dem schon Autos von Anwohnern angezündet wurden, hat sich die Initiative "Hufeisern gegen Rechts" gegründet.
Die Mitglieder wollen den Betroffenen durch ihre Unterstützung das Gefühl geben, dass sie nicht alleine dastehen. Um auf die Straftaten aufmerksam zu machen, hat die Initiative bereits einen offenen Brief an das Berliner Abgeordnetenhaus geschickt.