Er zählt zu den sieben Weltwundern der Antike: der Tempel der Artemis. Lange galt er als verschollen, bis der britische Archäologe John Turtle Wood 1863 erste Überreste in der Nähe von Izmir entdeckte.

Seit 1858 ist der britische Architekt und Archäologe John Turtle Wood im türkischen Izmir unterwegs. Er hat einen Job bei der Ottoman Railway angenommen, um eine lange geplante Eisenbahnstrecke fertig zu stellen. Für Wood ist das die Erfüllung seiner Träume, denn nun kann er das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden:

Er baut die Eisenbahnlinie und kann gleichzeitig ganz in der Nähe nach dem verschollenen Tempel der Artemis suchen, der eines der beeindruckendsten Bauwerke der Antike gewesen sein soll – eines der sieben Weltwunder. Experten vermuten die Reste dieses Tempels bei Ephesos, etwa 70 Kilometer südlich von Izmir.

Artemis: Göttin der Frauen

Artemis war in der griechischen Mythologie die Göttin der Jungfräulichkeit, aber auch der Jagd, des Mondes und der Geburt – und somit auch die Hüterin der Kinder und der Frauen. Sie sorgte sich um die Mütter. Als Tochter von Zeus und Leto sowie Zwillingsschwester von Apollon war sie Teil einer Gedankenwelt, deren Herkunft unklar ist.

Mit ihr versuchten sich die "Alten Griechen", ihr Leben und ihre Herkunft zu erklären. An der Stelle des Tempels der Artemis standen seit dem 10. Jahrhundert vor Christus kultische Bauwerke, die aus Holz gebaut waren und immer wieder von Überschwemmungen oder anderen Naturkatastrophen zerstört wurden.

Februar 1871: Entdeckung einer Säulentrommel

John Turtle Wood sucht den spätklassischen Neubau des Artemistempels, der im 4. vorchristlichen Jahrhundert erbaut worden ist und zu den sieben Weltwundern der Antike gehört. Auf einem Areal von mehr als 8.000 Quadratmetern, auf einem knapp drei Meter hohen Sockel errichtet, ragten 127 Säulen 18 Meter in die Höhe und trugen ein imposantes Steindach. 1863 beginnt John Turtle Wood mit den Ausgrabungen der Überreste des Tempels.

Es sollten rund fünf Jahre vergehen, bis er das "Magnesische Tor" freilegt, von wo aus sich Straßen, Wohngebäude und Grundstücksgrenzen erkennen lassen. Aber noch ist er nicht am Ziel, denn den Beweis für den Standort des Tempels findet er erst Anfang Februar 1871: Eine Säulentrommel, die noch an ihrem ursprünglichen Ort steht: Der Tempel der Artemis ist entdeckt!

Außerdem hört ihr in Eine Stunde History:

  • Der Hamburger Literaturwissenschaftler Marc Föcking beschreibt die Aufgabe und die Bedeutung der Artemis in der griechischen Mythenwelt.
  • Der auf den Mittelmeerraum spezialisierte Archäologe Michael Kerschner erläutert die Bedeutung des Tempels der Artemis.
  • Florian Knauß von der Staatlichen Antikensammlungen und Glyptothek erklärt den Sinn und die Bedeutung der griechischen Götter- und Sagenwelt.
  • Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld blickt zurück auf die Welt der Griechen mit Göttinnen und Göttern, die den Kreislauf des Lebens bestimmten.
  • Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Luisa Filip beschreibt die Suche nach den Überresten des Tempels der Artemis in Ephesos.
Shownotes
Antikes Weltwunder
Entdeckung des Tempels der Artemis
vom 01. September 2023
Moderatorin: 
Steffi Orbach
Gesprächspartner: 
Matthias von Hellfeld, Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte
  • Literaturwissenschaftler Marc Föcking beschreibt die Aufgabe und die Bedeutung der Artemis in der griechischen Mythenwelt
  • Archäologe Michael Kerschner erläutert die Bedeutung des Tempels der Artemis
  • Florian Knauß von der Staatlichen Antikensammlungen und Glyptothek erklärt den Sinn und die Bedeutung der griechischen Götter- und Sagenwelt