Gibt es sowas wie Sexiness in der Flasche? Als so etwas werden Pheromon-Parfums zumindest gerade in sozialen Medien gehypt. Unsere Reporterin ist der Sache nachgegangen.
Auf Tiktok und Co. kursieren diverse Pheromon-Parfums. Sie sollen eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf andere ausüben, man wird quasi zum Magnet für das Gegenüber. Ob das tatsächlich so ist, hat Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Sophie Stigler untersucht. Und sie hat dafür zunächst mal in die Tierwelt geschaut: Hier gibt es nämlich diverse Beispiele dafür, welchen Einfluss Duftstoffe haben. "Wenn sich zum Beispiel Fruchtfliegen paaren wollen, dann geben die Männchen Pheromone ab, also Duftstoffe, die Weibchen anlocken", sagt Sophie. Bei Säugetieren gibt es ähnliche Beobachtungen.
"Hamsterweibchen zum Beispiel können mit einem Pheromon Männchen zeigen, dass sie paarungsbereit sind. Hasenmütter bringen damit ihren Nachwuchs zum Milch trinken."
Es gibt auch Pheromone, die andere Tiere warnen sollen oder welche, um das eigene Revier zu markieren, also die abschrecken sollen. Der Unterschied zu einfachen Gerüchen ist, dass Pheromon immer die gleiche Reaktion erzeugt: Anlocken, Abstoßen oder mit den Flügeln schlagen.
Pheromone beim Menschen nicht nachgewiesen
Aber wie sieht es beim Menschen aus? Da haben wir jetzt ein kleines Problem, meint Tristram Wyatt, der mehrere Jahrzehnte lang Pheromone erforscht hat, zuletzt an der Uni Oxford. Er sagt: "Bei jedem Säugetier, bei dem man genau genug geguckt hat, hat man Pheromone gefunden. Nur bei Walen und Delfinen nicht". Möglicherweise komme das aber noch.
"Wir Menschen sind also Säugetiere, wir geben Geruch ab und können auch gut riechen. Aber die Frage ist: verwenden wir Pheromone für Kommunikation?"
"Bislang ist noch nicht geklärt, ob wir Menschen auch Pheromone haben. Bisher wurden jedenfalls noch keine nachgewiesen", sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Sophie Stigler.
Bislang nur wenige Studien zu Pheromonen beim Menschen
Tristram Wyatt sagt, dass ein Pheromon-Nachweis gar nicht so einfach ist. Denn es kommen mehrere tausend Moleküle in Frage, die wir Menschen absondern, im Schweiß beziwhungsweise in Drüsen rund um Haare, vor allem im Intimbereich, aber auch am Kopf. "Diese Duftstoffe, die wir da abgeben, müsste man eigentlich alle isolieren und dann einzeln bei Versuchspersonen testen, was die bewirken", erklärt unsere Reporterin. Das Ganze ist sehr aufwändig. Bislang gibt es nur kleinere Studien, mit wenig Versuchspersonen – mal findet man einen Effekt, dann wieder nicht. Und das reicht nicht als Nachweis.
Was steckt drin in Pheromon-Parfums?
Es gibt vor allem drei Stoffe, die Hersteller als angebliche Pheromon-Inhaltsstoffe nennen: Estratetraenol und Copulin sollen Männer anziehen. Androstadienon soll Frauen beeindrucken. Die Stoffe werden tatsächlich in der Wissenschaft als mögliche Pheromone bei Menschen diskutiert. Und es gibt auch eine Reihe von Studien, die deren Wirkung untersuchen.
"Je näher man sich diese Pheromon-Kandidaten anguckt, desto weniger bleibt davon übrig."
Es gibt ein paar kleine Studien, die einen Effekt nachgewiesen haben wollen, aber mindestens genauso viele, bei denen nichts gefunden wurde, sagt Sophie Stiegler. Vor allem konnte man nie nachweisen, dass wir für diese Pheromone überhaupt Rezeptoren haben, um sie wahrzunehmen.
Ob die Stoffe in Düften, die sich Pheromon-Parfums nennen, wirken, ist also nicht belegt. Generell spielt Duft aber eine Rolle, wenn wir uns verlieben oder jemanden attraktiv finden. Welche Rolle ist allerdings noch unklar. Was die Pheromon-Parfums angeht, kann man vielleicht sagen, dass sie zwar wahrscheinlich keine echten Pheromone enthalten, aber trotzdem wirken können, sagt Pheromon-Forscher Wyatt.
"Wenn du so ein Parfum aufträgst, nachdem du 50 Dollar oder was auch immer ausgegeben hast, kann es sein, dass du auf einer Party oder in einer Bar mutiger bist."
Unterm Strich können wir also eher von einem Placebo-Effekt sprechen: Wer dran glaubt, dass so ein Parfum wirkt, tritt vielleicht auch selbstbewusster auf und hat so mehr Erfolg.