In Asien sind tätowierte Aquarienfische zurzeit der absolute Verkaufsschlager – Fische, auf deren Haut ein Neujahrswunsch, ein Glückssymbol oder ein Firmenlogo prangt. Deutschlandfunk-Nova-Tierexperte Mario Ludwig hat sich mit diesem Trend näher beschäftigt.

Wie genau die Fische tätowiert werden, das konnte Mario Ludwig nicht herausfinden, weil die Firma, die die Fische tätowiert und vertreibt, in Hongkong sitzt und ihre Methode als gutes Geschäftsgeheimnis hütet. Man kann aber davon ausgehen, dass das mit einem Farbstofflaser, einem sogenannten Dye-Laser geschieht.

Das Verfahren ist nicht neu, bereits in den 1970er Jahren haben Wissenschaftler es eingesetzt, um Wildtiere für Forschungszwecke zu markieren. Allerdings waren diese Tätowierungen deutlich kleiner als die Markierungen bei den chinesischen Aquarienfischen. Und heute wird damit eben, je nach Kundenwunsch, ein Glückssymbol, eine Liebesbotschaft oder ein Werbespruch in den Fisch eintätowiert.

Fische kennen keinen Schmerz? Stimmt nicht.

Die Fische, die tätowiert werden, sind normale Aquarienfische, zum Beispiel Mollys, Guramis oder Malawibuntbarsche. Besonders beliebt sind Papageienbuntbarsche, denen durch Zucht und Hormonbehandlung die Farbe entzogen wurde. Darauf kommen die Tätowierungen dann besonders gut zur Geltung. Je nach Fischart und Tattoo kostet so ein Tier dann bis zu 100 Dollar. Manchmal aber auch deutlich weniger.

Nach Angaben des Geschäftsführers der Hongkonger Tätowierfirma, ist die Methode für die Fische nicht schmerzhaft. Der Laser würde die Fischschuppen nicht durchdringen. Mario Ludwig bezweifelt, dass das stimmt. Die Wissenschaft geht heute davon aus, dass Fische, im Gegensatz zu früheren Vermutungen, durchaus Schmerz empfinden können. Die Tätowierungen führen den Fischen also mit hoher Wahrscheinlichkeit doch Schmerzen zu. Hinzu kommt, dass durch das Tätowieren Verletzungen entstehen können, die zu Infektionen und damit sogar zum Tod führen können.

"Schmerzen hin, Schmerzen her, meine persönliche Meinung ist, dass es einfach moralisch und ethisch ziemlich verwerflich ist, ein Tier zu tätowieren, nur damit Menschen Spaß haben können."
Mario Ludwig, Biologe und Deutschlandfunk-Nova-Tierexperte

In Europa wurden tätowierte Fische bisher noch sehr selten angeboten. Allerdings wurden tätowierte Fische bereits wiederholt nach England importiert. Und auch ein Zoofachhändler aus Baden-Württemberg hatte wohl schon tätowierte Fische im Angebot. Das sind allerdings Ausnahmen.

Das unechte Fischtattoo

Im Mai 2017 tauchten im Netz und in den sozialen Medien Bilder eines rund 24 Kilogramm schweren Blauen Marlins auf – ein Raubfisch, der vor der Küste der Philippinen gefangen worden war. Auf seiner Haut war ganz klar ein Tattoo zu sehen: eine Krone, ein Schild und verschlungene Pflanzenblätter, sowie ein Schriftzug. Die Bilder heizten die Spekulationen an, wie der Fisch zu diesem Tattoo gekommen sein könnte. Sogar Außerirdische kamen dabei ins Spiel, die uns Menschen angeblich eine verschlüsselte Botschaft zukommen lassen wollten.

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Aber dann stellte sich heraus: Der Fisch war nicht tätowiert. Der Fischer, der ihn gefangen hatte, brachte die Erklärung für die Symbole und Schriftzeichen auf der Fischhaut. Er hatte den Fisch nämlich in sein T-Shirt eingewickelt und dadurch wurden diese Symbole – offensichtlich aufgrund einer chemischen Reaktion zwischen dem Hautschleim des Fisches und dem T-Shirt-Druck – seitenverkehrt auf dem Marlin abgebildet. Als Beweis für diese Erklärung hat der Fischer das fragliche T-Shirt der Presse gezeigt.

Shownotes
Aquarium
Tätowierte Fische
vom 17. Juli 2019
Moderatorin: 
Jenni Gärtner
Gesprächspartner: 
Mario Ludwig, Biologe, Deutschlandfunk-Nova-Tierexperte