Wie viele Tiere den Feuern bisher zum Opfer gefallen sind, ist schwer zu ermitteln. Millionen, Millarden, Billiarden? Die Zahlen sind schockierend und bis sich die Ökosysteme in Australien von den Feuern erholt haben, werden viele Jahrzehnte vergehen.

8,4 Millionen Hektar Land sind in Australien bisher verbrannt. Das ist eine Fläche, die dreimal so groß wie Belgien ist. Dementsprechend sind die Prognosen für das Tiersterben genauso schockierend. Doch wie viele Tiere den Feuern bis jetzt genau zum Opfer gefallen sind, ist nur schwer zu berechnen. Fest steht, die Natur wird über 40 Jahre brauchen, um sich ganz davon zu erholen.

Genaue Anzahl der Tieropfer nicht klar

Während Chris Dickman, Professor für Biodiversität an der Universität Sydney von 480 Millionen Tieropfern spricht, hat der WWF bereits eine Schätzung veröffentlicht, in der von 1,25 Milliarden toten Tieren die Rede ist. Zähle man die kleinsten Lebewesen dazu, so könnten es laut dem Biologen Mario Ludwig sogar Trillionen Tieropfer sein.

"Wenn man die größeren Insekten wie Schmetterlinge mitrechnet, kommt man sehr schnell auf Milliarden von Opfern. Wenn man die Kleinstlebewesen noch dazu nimmt, dann sind das Billionen oder vielleicht sogar Trillionen von Tieren."
Mario Ludwig, Biologe

Gerade die Kleinstlebewesen wie Milben, Asseln oder Würmer haben aber eine sehr wichtige Funktion für den Boden. Sie zersetzen beispielsweise organische Substanzen wie Laub, erklärt Mario Ludwig.

Koalas besonders betroffen

Vor allem die Tiere, die zu langsam sind, um dem Feuer zu entfliehen, haben die schlechtesten Chancen. Darunter fallen auch die Koalas. Die australische Umweltministerin Sussan Ley schätzt, dass bisher allein im Bundesstaat New South Wales ein Drittel aller Koalabären getötet wurden.

"Die Koalas sind als langsame Baumbewohner einfach nicht schnell genug, um vor dem Feuer wegzulaufen."
Mario Ludwig, Biologe

Außerdem zerstört das Feuer die Nahrungsgrundlage der Koalabären: Die Eukalyptuswälder. Die Blätter der Bäume versorgen die Tiere nämlich nicht nur mit Nahrung, sondern zusätzlich mit Wasser. Dass es nun zu Szenarios kommt, in denen ein Koalabär, dem normalerweise die Wasserzufuhr über Eukalyptusblätter reicht, eine Gruppe von Radfahrern anhalten muss, zeige die Verzweiflung der Tiere.

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Die Koalapopulation wird zwar stark dezimiert werden, ganz aussterben werden die Tiere jedoch nicht. Der Koala sei für das Land wie eine Art Wahrzeichen und deshalb kümmern sich die Behörden und auch die Bevölkerung besonders um diese Tiere.

Auswirkungen auf die Pflanzenwelt

Die Pflanzenwelt ist nicht nur durch das Feuer, sondern auch durch das Tiersterben bedroht. Der Landfußpotoroo, eine kleine Känguruart, ist beispielsweise für die Verbreitung von Pilzsporen zuständig, indem es sich von Pilzen ernährt. Experten vermuten jedoch, dass diese Tierart durch die Feuer nun ganz ausgestorben ist. Somit werden auch die Pilze verschwinden.

"Es wäre durchaus möglich, dass das ökologische Netz Australiens durch den Wegfall von einzelnen Arten massiv geschädigt wird."
Mario Ludwig, Biologe

Eine Erholung der Natur wird lange dauern. Experten schätzen, dass es bis zu 40 Jahre brauchen könnte, bis sich die betroffenen Gebiete regeneriert haben. Eine Hoffnung gibt es jedoch: Bisherige Studien zeigen, dass es auch in Brandgebieten noch kleine Inseln gebe, auf die die Tiere flüchten können und die nach den Bränden wieder Leben verbreiten könnten.

Shownotes
Biologe Mario Ludwig
Australische Natur: Mehr als 40 Jahre, um sich zu erholen
vom 08. Januar 2020
Moderatorin: 
Steffi Orbach
Gesprächspartner: 
Mario Ludwig, Biologe