Wir sollen bei Verspätungen leichter Geld zurückbekommen - das plant der Bundesrat. Denn so wie die Unternehmen das bisher regeln, sei das nicht kundenfreundlich.

Der Zug hat Verspätung oder die Bahn- kommt ja schon mal vor. Wer dann eine Entschädigung verlangt, der muss erstmal Formulare ausfüllen. Aus Sicht des Bundesrats kommt das einem "verwaltungstechnischen
Abwehrreflex" gleich. Oder anders ausgedrückt: Die Unternehmen kommen den Kunden in diesem Fall nicht besonders entgegen.

"Es soll ein simples, automatisches Entschädigungsverfahren geben, zu dem die Unternehmen verpflichtet werden."
Martin Schütz, Deutschlandfunk Nova

Der Bundesrat sagt: Passagiere können einen Flug oder eine Zugreise per App buchen - aber wenn was schief geht, ein Flug ausfällt oder ein Zug sich massiv verspätet, zwingen die Unternehmen den Kunden komplizierte Formulare auf. Eine Mehrheit der Länderkammer stimmte daher am Freitag (14.12.) für einen entsprechenden Antrag des Saarlandes. Die Bundesregierung wird dazu aufgefordert, neue gesetzliche Maßnahmen zu prüfen.

"Es ist schon kurios, dass zum Beispiel eine Airline nach der Buchung praktisch alle Daten des Fluggastes hat und die dann nicht im Entschädigungsfall nutzt."
Martin Schütz, Deutschlandfunk Nova

Wenn beispielsweise eine Airline entsprechende Kundendaten hat - warum dann nicht alle Fluggäste automatisch entschädigen, wenn etwa ein Flug ausfällt, meint unser Reporter Martin Schütz.

Das Thema hat uch das EU-Parlament im November beschäftigt: Auch dort will man die Rechte für Reisende verbessern. Bahnkunden sollen in Zukunft höhere Entschädigungen bei Verspätungen bekommen, so unser Reporter.

So wird bisher entschädigt:

  • Bahnreise: Bei 60 Minuten Verspätung gibt es 25 Prozent Erstattung
  • Bahnreise: Bei mehr als 120 Minuten Verspätung gibt es 50 Prozent Erstattung
  • Flugreise: Bei Flugreisen wird mit Pauschal-Beträgen entschädigt, maximal 600 Euro

Wer wegen einer Verspätung Anspruch auf eine Erstattung hat, hat verschiedene Möglichkeiten, an sein Geld zu kommen: Zum einen können wir uns natürlich selbst durch den Bürokratie-Dschungel kämpfen, meint Martin Schütz. Wir können uns aber auch an die SÖP wenden: "Das ist die Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr, die hilft kostenlos." Oder wir nehmen einen kommerziellen Anbieter in Anspruch: "Der nimmt dann 20 bis 30 Prozent der Schadenssumme, kümmert sich aber auch um alles."

Streiks führten zu mehr Ausfällen

In diesem Jahr sind übrigens mehr als 32.000 Fälle bei der Schlichtungsstelle aufgelaufen, die überwiegende Mehrheit im Flugverkehr, berichtet unser Reporter. Im vergangenen Jahr hätten sich rund 15.000 Passagiere an die Schlichtungsstelle gewandt.

Aus Sicht der SÖP gab es diverse Gründe für die ansteigenden Zahlen: Zum einen gab es im Flugverkehr in diesem Jahr diverse Streiks, etwa bei Ryan Air. Und auch in Frankreich wurde gestreikt, das hatte ebenfalls folgen für den Flugverkehr in Deutschland.

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Vorstoß im Bundesrat
Automatische Entschädigung für Reisende bei Verspätungen
vom 14. Dezember 2018
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
Gesprächspartner: 
Martin Schütz, Deutschlandfunk Nova