Die Türkei befindet sich im Umbau in Richtung Autokratie. Der in Deutschland lebende Journalist Aydin Üstünel betrachtet die Entwicklungen in seiner Heimat mit "Furcht und Ohnmacht".

Der Journalist Aydin Üstünel lebt seit 25 Jahren in Deutschland. Wenn er auf seine alte Heimat, die Türkei, blickt, dann spürt er Furcht, Ohnmacht, Wut und Sorge. Er sagt: "Ich habe die Befürchtung, dass die dunkelsten Stunden noch nicht angebrochen sind."

Nach Einschätzung von Üstünel plant Recep Tayyip Erdoğan sogar den Umbau der Türkei von einer parlamentarischen Demokratie in ein autoritäres Präsidialsystem, in dem der Präsident so viel Macht hat, das man auch von Diktatur sprechen könne.

"Ich habe zunehmend das Gefühl, dass mir meine Heimat entgleitet."
Aydin Üstünel

Aktuell wird einer Verfassungsreform gearbeitet. Wird sie verabschiedet, könnte Erdogan bis 2029 Präsident sein, was zurzeit nicht möglich ist.

Die Medienlandschaft ist schon fast komplett unter der Kontrolle des Staates. Die meisten Medien wurden sowieso schon von Großkonzernen kontrolliert, die wiederum Aufträge vom Staat erhalten haben. Inzwischen werden regierungskritische Journalisten auch einfach verhaftet.

"Deutschland ist Hafen für Terroristen"

Dass sich die Türkei - zum Beispiel durch Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu - von Deutschland und Europa distanziert, könnte auch ein Indiz dafür sein, dass sich die Türkei eher Russland zuwendet, sagt Üstünel. Erst kürzlich hatte Präsident Erdogan Deutschland vorgeworfen, es sei ein "Hafen für Terroristen".

Shownotes
Journalist Aydin Üstünel
"Mir entgleitet meine Heimat"
vom 20. November 2016
Moderator: 
Manuel Unger
Gesprächspartner: 
Aydin Üstünel