Momentan schließen mehr Bäckereien als neue eröffnet werden. Eine Hürde für die Betriebe soll die viele Bürokratie sein. Eine Bäckereikette aus Norddeutschland setzt daher schon lange auf digitalisierte Arbeitsabläufe.

Die Inflation, die hohen Energie- und Rohstoffpreise, die viele Bürokratie und fehlendes Personal sind für Bäckereien aktuell große Probleme. Im vergangenen Jahr haben laut dem Zentralverband des Deutschen Backhandwerks 780 Betriebe ihre Läden geschlossen. Nur rund 420 Betriebe haben neu eröffnet.

Der Zentralverband kritisiert besonders den hohen bürokratischen Aufwand, dem die Betriebe seit Jahren nachkommen müssten. Vor allem kleine und mittelständische Bäckereibetriebe würden den Papierkram nicht mehr stemmen können. Was kann den Bäckereien helfen, damit ihre Läden weiterhin bestehen können? Neben Maßnahmen durch die Politik ist Digitalisierung eine Antwort.

Die Bäckereikette "Junge" setzt schon seit den 80er-Jahren auf EDV. Seitdem hat sie viele administrative Arbeitsabläufe in ihren 200 Filialen digitalisiert. Wie viel wann gebacken werden soll zum Beispiel, ermittelt der Betrieb über seine IT-Systeme, erklärt Gerd Hofrichter von der Bäckereikette.

Digitalisierung spart Ressourcen

Dafür sammelt die Software der Bäckereikette unterschiedlichste Daten über Ferienzeiten, Termine von Fußballspielen und andere große Events, das Wetter oder auch die Jahreszeiten. Was auch hinzukommt, sind Verkaufsdaten: Welche Brote wurden gut verkauft und welche Teilchen eher weniger?

Dadurch verschwende die Bäckerei weniger Ressourcen, sagt Gerd Hofrichter: "Das beginnt bei der Prognose, geht über die Lagerung, die Logistik, Lieferungen ins Geschäft, den Verkauf bis zur Retoure."

Mitarbeitende mehr im Laden als im Büro

Konkret habe das zum Beispiel zur Folge, dass die Filialen nach Ladenschluss weniger Backwaren wegschmeißen. Zudem könnten sich die Angestellten wieder stärker um den Verkauf kümmern, Kund*innen beraten und im Laden präsent sein anstatt am Schreibtisch Papierkram erledigen zu müssen.

"Ich greife dann auf weniger qualifiziertes Personal zurück und helfe denen, schneller in den Job zu kommen und die Arbeit durch viel Automatisierung einfacher zu machen."
Gerd Hofrichter, Pressesprecher bei der Bäckereikette "Junge"

Die digitalisierten Arbeitsabläufe sollen die Mitarbeiter*innen also unterstützen. Das wirke auch dem Problem des Personalmangels entgegen. "Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen brauchen nicht mehr eine jahrzehntelange Erfahrung, was an diesem Standort in dieser Zeit geht", sagt Gerd Hofrichter.

"Wir haben sehr junge Menschen, die bei uns dadurch sehr schnell in Führungspositionen reinwachsen."
Gerd Hofrichter, Pressesprecher bei der Bäckereikette "Junge"

Die Computerprogramme könnten ihnen auf Basis der gesammelten Daten anzeigen, welche Backware zu welcher Zeit gut platziert in der Auslage liegen sollte. Dadurch würden auch neue Angestellte schneller eingearbeitet, ergänzt er. Menschen mit weniger Erfahrung im Backhandwerk könnten so einfacher in den Job einsteigen und zum Beispiel zeitnah eine Filiale leiten.

Shownotes
Bürokratie, Personalmangel, Energiekosten
Digitalisierung kann Bäckereien helfen
vom 18. April 2023
Moderatorin: 
Jenni Gärtner
Gesprächspartner: 
Gerd Hofrichter, Pressesprecher der Bäckerei-Kette "Junge"