Die Deutsche Bahn hat ihre Bilanz für das Jahr 2018 veröffentlicht. Steigende Fahrgastzahlen und mehr Umsatz, aber gleichzeitig weniger Gewinn und Probleme mit der Pünktlichkeit. Eine Erklärung: die fehlende Infrastruktur. Warum das so ist, weiß Verkehrsökonom Christian Böttger.
Vorab: Eine Überraschung waren die meisten Zahlen nicht. Dass der Personenverkehr gut läuft, war vorher schon bekannt, genauso wie die Tatsache, dass manche Zahlen nicht so gut ausgefallen sind, sagt Christian Böttger. Er ist Verkehrsökonom an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin. Neu seien Zahlen zur Finanzierung: So rechnet die Bahn vor, sie brauche dieses Jahr noch 2,2 Milliarden Euro und für das kommende Jahr 4 Milliarden Euro Finanzierung.
"Die Zahlen waren so ungefähr absehbar. Dass der Personenfernverkehr gut läuft, ist bekannt."
Symptom für ein größeres Problem
Es gebe verschiedene Gründe, warum sich die Bahn so oft verspätet, so Christian Böttger. Zum einen werde jetzt mehr Geld für Ersatzinvestitionen bereitgestellt – es werde also mehr gebaut. Durch diese Baustellen komme es wiederum zu Verspätungen. Außerdem habe die Rente mit 63 dazu geführt, dass das Personal knapp geworden sei. Eine Entwicklung, die die Bahn überrascht habe. Dazu kommt: Einige Züge seinen veraltet und damit anfällig für Reparaturen. Die gute Nachricht: Neue Züge seien schon bestellt.
"Grundsätzlich kann man sagen, dass wir insgesamt zu wenig Infrastruktur haben, für das, was die Bahn macht."
Ein weiterer Grund für die Verspätungen ist der Güterverkehr, erklärt der Verkehrsökonom. Der verschiebe sich immer mehr auf die Hauptachsen und die Knotenpunkte. Ein Problem für die Bahn: Ihre Infrastruktur reiche nicht mehr aus.
In fehlende Infrastruktur muss investiert werden
Christian Böttger sagt: Die Deutsche Bahn hat sich in den vergangenen Jahren finanziell übernommen. Sie wollte ein internationaler Logistikkonzern werden und hat sehr viel Geld im Ausland investiert – jenseits des klassischen Bahngeschäftes. In den beiden kommenden Jahren muss die Bahn daher rund 6,5 Milliarden Euro finanzieren. Wo das Geld herkommen soll, ist noch nicht klar. Die Bundesregierung hat unterdessen das Ziel ausgerufen, den Verkehr bis 2030 auf den Schienen zu verdoppeln. Mit der jetzigen Haushaltslinie sei das aber nicht machbar.
"Wir haben schon dramatische Probleme, die daher rühren, dass die Bahn sich finanziell übernommen hat. "
Dabei kann die Deutsche Bahn auch von anderen Ländern wie der Schweiz lernen: Zwar sei da auch nicht alles besser, aber die Schweiz mache einiges richtig, so Christian Böttger. So gebe es beispielsweise einen breiten politischen Konsens für den Ausbau der Schiene. Die Folge: Unser Nachbarland könne langfristig die Infrastruktur planen und ausbauen.
Genau diesen Konsens und die dafür erforderlichen Mittel fehlten in Deutschland. Trotzdem, Christian Böttger gesteht ein, dass auch die Deutsche Bahn einiges vorzuweisen habe. Zum Beispiel eines der besten Kundenbuchungsportale in Europa, den DB Navigator.
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