Es wird kalt draußen. Aber noch immer sind tausende Flüchtlinge unterwegs auf der Balkanroute. Nikola Hutterer hat zwei Wochen lang in Serbien Menschen geholfen, die ihre Heimat verlassen haben. Die Ärztin hat dort menschliche Dramen erlebt.
Preševo ist eine Kleinstadt im äußersten Süden Serbiens, an der Grenze zu Mazedonien. In dem Ort kommen die meisten Flüchtlinge über die Grenze, teilweise bis zu 10.000 an einem Tag. In Preševo werden sie registriert. Nikola Hutterer, Allgemeinmedizinerin aus Aichach bei Augsburg, hat dort in einem Team von fünf Leuten der Hilfsorganisation Humedica medizinische Hilfe geleistet.
Mit Sandalen durch die Kälte
Die Menschen kamen mit extremen Erschöpfungszuständen in Serbien an, erzählt Hutterer. Zum Teil hätten die Flüchtlinge zwei bis drei Tage nicht geschlafen, außerdem wenig gegessen und getrunken. Dazu kämen Durchfälle, Kopfschmerzen, psychische
Erschöpfung, extreme Blasen an den Füßen und Unterkühlungserscheinungen. Auch Epileptiker, denen die Medikamente ausgegangen waren, mussten dringend behandelt werden.
"Meine erste Patientin, eine junge Frau aus Syrien, war im dritten Monat schwanger und hatte schwere Blutungen. Sie war unglaublich verzweifelt, weil sie möglicherweise ihr Kind verloren hatte."
Die Arbeitsbedingungen in Preševo waren nicht gut, berichtet die Ärztin. Es war kalt und der starke Wind habe die Hilfe zusätzlich erschwert. Die Flüchtlinge hätten weder Windjacken noch geeignete Schuhe an den Füßen gehabt. Die meisten seien seit Wochen mit Sandalen unterwegs gewesen - ohne ihre Kleidung wechseln zu können. Das geht den Menschen extrem an die Substanz.
"Das heißt schon was, wenn ein arabischer Mann vor einer westlichen Frau anfängt zu weinen und nicht mehr weitererzählen kann."
Die menschlichen Dramen, die man erlebe, gingen einem sehr nah. Daher sei es auch nicht einfach, wieder in den geregelten Alltag nach Deutschland zurückzugehen. Weil so viel Arbeit zurückbleibt. Auf Dauer halte man die Belastung aber nicht aus.