Die Finanzkrise und Betrugsskandale haben dem Image von Bankern extrem geschadet. Aber sind Banker per se unehrlich? Michel Maréchal und seine Kollegen haben genau das untersucht.
Michel Maréchal von der Universität Zürich hat gemeinsam mit Kollegen Banker ein Belohnungsspiel spielen lassen. Mit diesem Spiel lässt sich die Ehrlichkeit von Testpersonen untersuchen. Banker, die man vor dem Spiel an ihren Beruf erinnert hat, beschissen häufiger als Banker, mit denen man vorher über das Leben und die Gesundheit sprach.
"Banker sind nicht per se unehrlich. Aber die Unternehmenskultur begünstigt unehrliches Verhalten."
In der Testgruppe, in der die Banker an ihren Job erinnert wurden, logen 16 Prozent. Das ist eine signifikante Größe, findet Maréchal. Doch das bedeute nicht, dass Banker unehrliche Menschen seien. Gerade die Vergleichsgruppe zeige anderes. Nämlich, dass die Unternehmenskultur in Banken anscheinend Unehrlichkeit befördere. Die Studie erschien im Fachmagazin Nature.
Ehtik-Schwur für Banker
Das Belohnungsspiel testeten die Wissenschaftler auch in anderen Branchen, zum Beispiel in der Pharmaindustrie oder bei IT-Unternehmen. Was das Lügen betrifft, gab es keinen großen Unterschied, ob sich die Testpersonen im Arbeitsmodus fühlten oder nicht. Ob sie also vorher über den Job gesprochen hatten oder über das Leben. Es scheint also bei den Banken ein systemisches Problem zu geben. Erinnert sei aber auch daran, dass jeder Mensch selbst Verantwortung für sein Verhalten trägt.
Maréchal und seine Kollegen fordern jedenfalls, dass sich die Banken eine neue Kultur geben müssten. Zum Beispiel könnten Banker künftig einen Eid sprechen, ähnlich wie das Ärzte tun.
Mehr Banken und Ehrlichkeit im Netz:
- Cheating behind bars | Michel Maréchal beim TED Talk (in englischer Sprache)
- Warum ausgerechnet Banker zur Unehrlichkeit neigen | Die Welt beschäftigt sich auch mit der Studie
- Banken verleiten Banker | Die taz schreibt ebenfalls zur Studie