Der Bartgeier hat viele gemeine Beinamen. In Europa wurde er fast ausgerottet. Jetzt ist er zurück. Ein guter Zeitpunkt, mit Vorurteilen aufzuräumen.

Weil er angeblich Kinder gestohlen hat, empfanden die Alpenbewohner den Bartgeier als Bedrohung und rotteten den größten flugfähigen Vogel Europas beinahe aus. Die letzte Zählung in den Alpen sichtete wieder 200 Vögel, berichtet Henning Werth vom Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V.

Bartgeier können Pupillen rot färben

Dies ist das Ergebnis eines großen Artenschutzprojektes, das Ende der Achtziger Jahre begann. Bis dahin wurden dem Vogel alle möglichen Dinge angedichtet. "Der Grund war Unwissen", sagt der Artenschutzexperte Henning Werth. Denn der Geier mit dem Bart ist ein reiner Kadaverfresser. Und weil er sehr neugierig ist und Menschen näherkommt, als zum Beispiel Steinadler das tun, wirkten die großen Vögel Angst einflößend.

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Den nördlichsten Geier hat Henning Werth gesichtet. Dieser Geier ist demnächst geschlechtsreif. "Das ist eine spannende Phase", so der Artenschutzexperte. Er hatte den Vogel schon im Winter in den Allgäuer Hochalpen gesehen. Wenn er ein Revier gründet, könnte eine Brut folgen. Bisher gibt es nur drei Bartgeier-Reviere - die liegen aber in Österreich. 

"Der Bartgeier ist ein reiner Kadaverfresser. Über 90 Prozent seiner Nahrung sind Knochen. Er beugt sogar Seuchen und Krankheiten vor."

Die Tiere lassen sich nur schwer zählen

Weil die Bartgeier sich auf einer riesigen Fläche bewegen, ist eine Zählung schwierig. Die Arbeit, der bis zu 800 Helfer ist eher puzzleartig. Es wird an einem Tag synchron gezählt, mit Uhrzeit, Alter des Vogels und möglichen Individualmerkmalen wie fehlende Federn oder besondere Zeichnung. 

"Es gibt immer noch einzelne illegale Abschüsse."
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Fressfeinde hat der Bartgeier eigentlich nicht. Er ist riesig und der optimale Termiksegler. Dem Steinadler fliegt er davon. Seine Probleme sind eher von Menschen gemacht: Neben illegalen Abschüssen leidet er unter Vergiftungen durch das Schmerzmittel Diclofenac. Die Rückstände in Beutetieren, die mit diesem Medikament behandelt wurden, schädigen die Nieren der Geier.

Andere Gefahren für die Bartgeier sind Bleikadaver (Tiere, die durch Bleimunition getötet wurden) und Kollisionen mit Kabeln oder Windrädern in den Alpen.

"Vor dem Bartgeier muss niemand Angst haben. Aber seine Spannweite von fast 3 Metern ist beeindruckend."
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Shownotes
Die Bartgeier sind zurück
Lämmertöter, Kinderräuber, Knochenbrecher
vom 09. Oktober 2017
Moderatorin: 
Steffi Orbach
Gesprächspartner: 
Henning Werth, Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V.