Bei alten Gebäuden muss oft die Frage geklärt werden: Abreißen und neu bauen oder sanieren? Eine Architektin hat darauf eine ziemlich eindeutige Antwort.

Bis zur Klimaneutralität Deutschlands müssen viele Millionen Gebäude saniert oder neu gebaut werden. Denn alte Häuser sind oft so schlecht gedämmt, dass sie mit klimaneutralen Heizungssystemen kaum vernünftig beheizbar sind.

Was aber ist besser? Sanieren oder neu bauen?

Einen Abriss sollte man tatsächlich nur dann machen, wenn die Bausubstanz nicht mehr zu erhalten ist und es schlicht keinen Sinn mehr macht, zu renovieren, sagt Nadia Paulos, die für ein Kölner Architektenbüro arbeitet.

Hohe CO2-Emissionen beim Bauen

Der Bausektor macht zurzeit über ein Drittel der weltweiten CO2-Emissionen aus – der größte Teil davon ist der Herstellung von Beton geschuldet, der in praktisch allen Gebäuden zum Einsatz kommt, etwa für Fundamente und tragende Decken.

"Wenn wir 2050 wirklich klimaneutral werden wollen, dann gehört es einfach dazu, das vorhandene Material weiterzuverwenden und den Energieverbrauch weiter zu senken."
Nadia Paulos, Architektin

Im besten Fall lasse sich das vorhandene Baumaterial so umgestalten, dass der Energieverbrauch sinkt. Fenster, Türen, Dächer könne man in der Regel austauschen und dämmen.

Abriss oft Verlust für das Stadtbild

Ob man zum Beispiel ein Altbau-Mehrfamilienhaus in der Stadt abreißen oder renovieren sollte, hängt zudem nicht ausschließlich von dessen Energieeffizienz ab, sondern auch von anderen Faktoren, sagt Nadia Paulos. Zum Beispiel davon, ob sich das Haus im Stadtkern befindet, ob der Altbau Charme hat und sein Abriss ein Verlust für das Stadtbild wäre.

Das Kriterium der erhaltenswerten Ästhetik ist bei anderen Gebäuden schwieriger zu bewerten, etwa bei Plattenbauten am Stadtrand. Doch auch hier gebe es gute Konzepte, die Substanz zu erhalten und energetisch zu sanieren, sagt Nadia Paulos.

Eine wichtige Frage bei einer Sanierung: Müssen die Mieter zeitweise ausziehen oder können sie in ihren Wohnungen bleiben?

Gebäude teilweise erneuern

Ist ein Abriss oder Teilabriss nicht zu vermeiden, könne eine zweite Option sein, großformatige Bauteile wieder einzusetzen. An dritter Stelle komme dann das Recycling, also die Aufbereitung abgebrochener Bauteile. Erst an vierter und letzter Stelle kommt aus Sicht der ökologischen Nachhaltigkeit Abriss und Neubau.

Shownotes
Baubranche und Klimaziele
Sanieren ist ökologisch oft besser als Abriss und Neubau
vom 22. Februar 2022
Moderatorin: 
Krissy Mockenhaupt
Gesprächspartnerin: 
Nadia Paulos, Architektin