Bayern reagiert: Der Verkauf des superscharfen Hot Chips wird verboten. Der Verzehr kann schwere gesundheitliche Folgen haben bis hin zum Tod. Alle Hinweise und Warnungen hatten bislang keine große Wirkung.

Die Hot-Chip-Challenge bleibt für viele faszinierend – im Netz wird das Testen der Schärfe-Grenzen abgefeiert. Und das, obwohl von Verbraucherzentralen und Behörden, in den Medien und sozialen Netzwerken zunehmend vom Verzehr des Hot Chips abgeraten wird. Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit verbietet nun den Verkauf des Hot Chip.

2,2 Millionen Scoville Schärfe

Die Chips sind mit der Carolina Reaper Chili gewürzt. Schärfe von Chilis und Co wird in Scoville gemessen. Tabasco zum Beispiel hat einen Scoville-Wert von 5.000, Pfefferspray von 200.000. Der Hot Chip wird mit 2,2 Millionen Scoville bewertet. "Das ist einfach Körperverletzung", sagt unser Reporter Justus Wolters.

Nach dem Verzehr des Hot Chips mussten Menschen teils medizinisch behandelt werden. Denn diese extreme Schärfe kann Folgen haben wie zum Beispiel Schleimhautreizungen, Übelkeit, Erbrechen oder auch Bluthochdruck.

Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung warnt vor dem Verzehr von Hot Chips. Das Institut weist darauf hin, dass sie zu schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen und unter Umständen sogar lebensbedrohlich sein können. Vor allem, wenn Menschen etwa an unerkannten Herzerkrankungen leiden. Die Herz-Kreislauf-Belastung durch diese extreme Schärfe kann dann tödlich sein.

Extreme Schärfe belastet Herz und Kreislauf

Für das Gefühl extremer Schärfe ist der Wirkstoff Capsaicin verantwortlich. Das Alkaloid kommt in verschiedenen Paprikaarten vor und reizt die Schmerzrezeptoren. Die Stimulation führt dazu, dass Neuropeptide freigesetzt werden, wie zum Beispiel die Substanz P.

Die wird umgangssprachlich auch als Substanz 'Pain' bezeichnet, weil sie mit Schmerz assoziiert wird, berichtet Justus weiter. Die Substanz sendet Signale an Rückenmark sowie Gehirn und das Gefühl von extremer Schärfe entsteht.

"Bei besonders scharfen Produkten gibt es keine strengen Regeln."
Justus Wolters, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Wie die Hot Chips wirken, ist also bekannt. Warum landen sie dann überhaupt in den Supermärkten und Kioskregalen? Das Problem ist, dass es für besonders scharfe Produkte keine strengen Regeln gibt, erklärt unser Reporter: "Da wird an die Eigenverantwortung appelliert."

Doch die Höhe des Capsaicin-Gehalts solcher Chips könnte zu einem kompletten Verbot führen – deutschlandweit. Bei Untersuchungen wurde festgestellt, dass der Gehalt stark schwank. Deshalb wurden einzelne Margen schon zurückgerufen. Wenn nicht sichergestellt werden kann, dass das Produkt eine gleichbleibende Schärfe hat, könnten Lebensmittelbehörden das nutzen, um den Chip zu verbieten.

Warnungen vor dem Verzehr extrem scharfer Lebensmittel sind übrigens nicht neu. "Das Bundesinstitut für Risikobewertung hat zum Beispiel 2011 bereits vor solchen Challenges gewarnt", sagt Justus Wolters. Damals ging es um Chilis: "Gleiches Prinzip wie mit dem Hot Chip, nur dass Leute da eine sehr scharfe Chili gegessen haben."

Shownotes
Gesundheitsschädliche Challenge
Bayern verbietet Verkauf von Hot Chips
vom 13. November 2023
Moderator: 
Sebastian Sonntag
Gesprächspartner: 
Justus Wolters, Deutschlandfunk Nova