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16 Jahre Hausarrest und trotzdem mächtig? Das Leben der Eleonore von Aquitanien zeigt, dass politische Macht auch im Mittelalter keine Frage des Geschlechts ist – aber eine Frage der Herkunft.

Eleonore wird 1124 in Poitiers im Westen Frankreichs als Tochter des Herzogs von Aquitanien geboren. Die Dynastie der Herzöge von Aquitanien reicht zurück in die Merowingerzeit, sie führten zu Zeiten Karls des Großen ein Unterkönigtum, und seitdem gehören sie zu den mächtigsten Adligen in Frankreich.

Insofern ist Eleonore eine geschätzte Heiratskandidatin, was auch König Ludwig VI. von Frankreich nicht verborgen bleibt. Er arrangiert eine Hochzeit mit seinem Sohn, dem späteren König Ludwig VII., wodurch Eleonore zur Königin von Frankreich und Herzogin von Aquitanien wird. Doch die Ehe scheitert und wird annulliert.

Gemeinsam herrschende Eheleute?

Das ist eine der folgenreichsten Ehescheidungen der europäischen Geschichte, denn nun heiratet Eleonore Heinrich Plantagenet, der gleichzeitig nicht nur Enkel des englischen Königs Heinrich I. und damit Thronprätendent ist, sondern auch noch Herzog von Anjou und der Normandie.

Eleonores Ehemann wird 1154 als Heinrich II. englischer König. Damit sind das englische Königreich, zu dem zeitweise auch Wales, Schottland und ein Teil Irlands gehören, Aquitanien, Anjou und die Normandie vereint. Heinrich II. und seine Frau Eleonore herrschen nun nicht nur über das englische Königreich, sondern auch über etwa zwei Drittel Frankreichs.

Der Sohn als Thronfolger

Eleonore möchte an dieser Machtfülle teilhaben und stellt ihrem Ehemann gegenüber entsprechende Ansprüche. Der aber reagiert kalt. Eleonore verbringt Jahre in Gefangenschaft. Als Heinrich 1189 stirbt, wird erst sein Sohn Richard Löwenherz König.

Als auch dieser 1199 stirbt, folgt ihm Johann Ohneland, ebenfalls ein Sohn Eleonores. So bleibt Eleonore im Hintergrund. Sie stirbt 1204 im Alter von 80 Jahren.

Ihr hört in Eine Stunde History:

  • Die Autorin Sabine Weigand hat eine Biographie über Eleonore verfasst und berichtet aus ihrem Leben.
  • Der Historiker Jürgen Sarnowsky beschäftigt sich mit dem englisch-französischen Verhältnis im Mittelalter.
  • Der Historiker Matthias Waechter geht der Frage nach, ob das englisch-französische Verhältnis auch heute noch historisch belastet ist.
  • Ulrike Ernst Auga ist Theologin, Kultur- und Religionswissenschaftlerin sowie Gendertheoretikerin.
  • Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld beschreibt die Herkunft Eleonores und ihre außergewöhnliche Machtfülle im 12. Jahrhundert.

Unser Bild zeigt den Dichter Der von Kürenberg (links), tätig um 1160 im Gespräch mit Königin Eleonore von Aquitanien (rechts). Die Illustration ist aus der Großen Heidelberger Liederhandschrift, auch bekannt als Codex Manesse, etwa aus der Zeit 1310 bis 1340.

Shownotes
Bedeutende Herrscherinnen
Eleonore von Aquitanien
vom 20. September 2024
Moderation: 
Steffi Orbach
Gesprächspartner: 
Matthias von Hellfeld, Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte
  • Sabine Weigand berichtet aus Eleonores Leben.
  • Jürgen Sarnowsky beschäftigt sich mit dem englisch-französischen Verhältnis im Mittelalter.
  • Matthias Waechter geht der Frage nach, ob das englisch-französische Verhältnis auch heute noch historisch belastet ist.
  • Ulrike Ernst Auga ist Theologin, Kultur- und Religionswissenschaftlerin sowie Gendertheoretikerin.