Leon hat lange mit seinem Aussehen gehadert. Er fand, dass er mit 1,70 Meter zu klein ist. Dann entdeckte er, dass es eine Möglichkeit gibt, es zu ändern: Nun lässt er sich die Beine verlängern. Für 20 Zentimeter nimmt er hohe Kosten, Schmerzen und Risiken in Kauf.
Leon ist in den letzten drei Monaten mehr als zehn Zentimeter gewachsen. Knapp 1,83 Meter ist er jetzt. Und damit ist noch nicht Schluss. Sein Ziel ist es 1,90 Meter zu messen. Denn Leon unterzieht sich einer Beinverlängerung.
Beine brechen lassen, um sie zu längen
Von Natur aus ist Leon 1,70 Meter. Viel zu klein, meinte er lange und machte seinen Selbstwert schließlich von seiner Körpergröße abhängig. Umso härter traf es ihn, als seine Ex-Freundin ihm sagte, er sei ihr nicht groß genug.
"Ich dachte, es sei alles in Ordnung. Umso mehr hat mich die Aussage verletzt und irgendwo getriggert."
Leon fing an zu googlen und stieß dabei auf die Möglichkeit der operativen Beinverlängerung. Zusammen mit seinem Vater reiste er 2022 nach Istanbul und war sofort überzeugt: Hier würde er sich operieren lassen. Der Eingriff kostet insgesamt 70.000 Euro, ist mit Risiken, Schmerzen und längeren Aufenthalten in der Klinik verbunden.
Medizinische vs. ästhetische Gründe
In Deutschland bietet nur eine Handvoll Kliniken diese Art von Operation an, darunter die Uniklinik Münster, wo Adrien Frommer arbeitet. Der Arzt verlängert regelmäßig Beine, allerdings ausschließlich zu medizinischen Zwecken, wie er betont. Von Operationen, die allein dem Aussehen dienen, rät er kategorisch ab.
"Das Risiko-Nutzen-Verhältnis sollte im Vorfeld immer sehr gut abgewogen werden, weil es nach einer OP zu schwerwiegenden Komplikationen kommen kann, zum Beispiel, dass Knochen nicht gut zusammenheilen oder dass Infektionen auftreten."
Bei einer Beinverlängerung handelt es sich um einen aufwändigen operativen Eingriff, bei dem zunächst die Beinknochen gebrochen werden. Dann wird eine Art Stab in den Knochen eingeführt und von außen mit einem sogenannten Fixateur, einem zweiten Stab, befestigt. An diesem muss die operierte Person jeden Tag mehrmals mit einem Inbusschlüssel drehen. Dadurch verlängert sich der Stab und der Knochen und das Gewebe wachsen langsam hinterher.
Adrien Frommer betont, dass vor einer kosmetisch begründeten Beinverlängerung zumindest eine psychische Beratung in Anspruch genommen werden sollte. Das habe er probiert, sagt Leon, geholfen habe es nicht.
"Das Selbstwertgefühl war auf jeden Fall nicht ausreichend, sonst hätte ich diese Operation nicht gemacht. Aber ich wusste, dass diese Operation eben auch das Gegenteil bewirken kann, dass dieser Dämon, dass man sich zu klein fühlt, einfach gekillt wird."
Seit der ersten OP hat Leon Schmerzen und muss auf Krücken gehen, denn die Knochen sind noch nicht stabil genug, und auch die Muskeln müssen sich neu aufbauen. Bis er wieder rennen kann, wird es noch viele Monate dauern.
Leon ist froh über seine Entscheidung
Seine jetzige Freundin störte Leons eigentliche Körpergröße übrigens nicht, sie hatte bis zum Schluss versucht, ihren Freund davon zu überzeugen, die OP nicht zu machen. Leon hingegen ist froh, es durchgezogen zu haben. "Ich muss mich nicht mehr beweisen", sagt er, "ich bin endlich im Einklang mit mir."
In gut zwei Monaten steigt Leon wieder ins Flugzeug, dieses Mal, um sich die Unterschenkel brechen und dann verlängern zu lassen. Es ist sein Weg, sich endlich groß und hoffentlich gut genug zu fühlen.