Wie wird jemand Astronaut? Wann bleiben Menschen, die ins All reisen, einfach Touristen? Seit es Raumflüge für Geld zu kaufen gibt, stellen sich diese Fragen. Der Wissenschaftsjournalist Michael Büker gibt Antworten.
Es braucht nur Geld, den Willen und eine Portion ökologischer Verantwortungslosigkeit – und schon können wir alle Astronaut*innen werden. Das versprechen jedenfalls die kommerziellen Raumfahrtanbieter, die es vermehrt seit den 2000-er Jahren gibt.
Zum Beispiel Blue Origin, die Firma des Milliardärs Jeff Bezos. "Mit uns wirst Du Astronautin oder Astronaut", das behauptet das Unternehmen wörtlich, sagt der Wissenschaftsjournalist Michael Büker.
"Anfang der 2000er-Jahre ging es langsam los damit, dass Leute auch für Geld ins All geflogen sind, obwohl sie nie von einer Behörde als Astronauten ausgewählt wurden."
Jeff Bezos selbst hat sich mit seinen Kunden, dem Pop-Star Katy Perry und dem Star-Trek-Darsteller William Shatner etwa, ins All befördern lassen – oder jedenfalls sehr weit hoch in die Erdatmosphäre.
NASA: zahlende Passagiere sind nur "Raumflugteilnehmende"
Die Firma Axiom Space, die als einziges Wirtschaftsunternehmen der Welt auch Privatpersonen zur Internationalen Raumstation ISS bringt, spricht von "privaten Astronauten". Bei der Firma Virgin Galactic des Milliardärs Richard Branson klingt es ganz ähnlich.
Die amerikanische Weltraumbehörde NASA hingegen spricht bei zahlenden Kund*innen ohne mehrjährige, staatliche Ausbildung ausdrücklich nicht von Astronauten. Sie nennt sie "Raumflugteilnehmende".
Ein Astronautenflügel für Bezos
Die US-Luftfahrtbehörde FAA wiederum hat für die Dauer einiger Jahre symbolische Astronautenflügel mit dem kuriosen Titel "FAA Kommerzieller Weltraumastronaut" verliehen – unter anderem an Jeff Bezos und William Shatner.
Damit war aber im Jahr 2022 Schluss, erklärt Michael Büker. Seitdem werden Weltraumtouristen nur noch in einer Liste mit dem Titel: "FAA-Anerkennung für kommerzielle menschliche Raumfahrt" geführt. Dort sind zurzeit 144 Menschen aufgeführt (Stand 18.05.2025). Unter den jüngsten Einträgen findet sich unter anderem Katy Perry.
"Vor knapp vier Jahren ist dieses Geschäftsmodell dann durch die Decke gegangen. Seitdem tobt die Debatte, wer Astronaut ist und wer nicht – und die Behörden kommen kaum hinterher."
Zum Beginn der Raumfahrt, etwa um die Mitte des 20. Jahrhunderts, machte die Definition von Astronaut noch keine Schwierigkeiten. "Es gab nur ein paar Männer und noch viel weniger Frauen, die jemals ins All geflogen sind. Und die waren alle Militärangehörige, offiziell unterwegs im Auftrag ihrer jeweiligen Staaten", sagt Michael Büker.
Erst zu Beginn der 2020-er Jahre ist Raumfahrt als Geschäftsmodell durch die Decke gegangen. Michael Büker nennt die Firmen
- Virgin Galactic (Richard Branson / Virgin Group)
- Blue Origin (Jeff Bezos)
- SpaceX (Elon Musk / Gwynne Shotwell)
- Axiom Space (Michael T. Suffredini / Kam Ghaffarian)
Zuletzt ist die Deutsche Elektroingenieurin und Polarforscherin Rabea Rogge mit einem Raumschiff des Typs Dragon von SpaceX ins All geflogen. Bislang habe sich die Europäische Raumfahrtagentur ESA noch nicht zu der Frage geäußert, ob sie damit eine Astronautin ist oder nicht, sagt Michael Büker.
Rabea Rogge – auf unserem Bild die dritte von links – gehört nicht zum ESA-Astronautecorps, aber es gibt eine veröffentlichte Definition der ESA, wonach jemand Europäische Astronautin ist, wenn sie als Bürgerin Europas einen Raumflug unternommen hat – und das dürfte auf Rabea Rogge zutreffen.
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