"Ich kannte den kaum", sagen die Nachbarn im Tatort, wenn gerade eine Leiche aus der Wohnung nebenan getragen wird. Eine kleine Initiative in Berlin will etwas gegen das Vorbeileben in der Großstadt tun: Ab jetzt gibt es Kaffee im Treppenhaus. Katharina Pencz hat es probiert.
„Ich dachte, ich muss noch viel mehr machen“, die erste Überraschung kommt gleich zu Beginn. Das Team von "Auf halber Treppe" hat alles mitgebracht: Kissen, Kaffee, Kuchen und sogar einen Klapptisch. Die nächsten Überraschungen folgen direkt darauf. Denn die Gesichter, die zwischendurch auf dem Flur vorbeihuschen, bekommen Namen, Geschichten, Meinungen. Schon nach wenigen Minuten klappert das Kuchenbesteck und Nachbarn unterhalten sich über alle Etagen.
"Man grüßt sich ab und zu, aber am Ende kennt man sich überhaupt nicht."
Entstanden ist das Treppenhaus-Café zusammen mit anderen Studenten in einem Uni-Seminar über Soziales Unternehmertum. Bei den ersten Versuchen vor zwei Jahren zeigte sich, wie viel hinter der Idee steckt, die Menschen aus der Millionenstadt direkt vor der Wohnungstür zusammenzubringen. Denn es blieb nicht bei bloßer Plauderei, es wurde getauscht, beraten, Nachbarn taten sich zusammen und die nächsten Treffen wurden selbst geplant.
"Es wurden Pflanzen überreicht und eine WG hat von einem Ehepaar sogar ein altes Auto geschenkt bekommen."
Finanziert werden die Treppenhaus-Begegnungen durch Fördergelder. Als Gastgeber bewerben kann sich jeder, recht formlos per E-Mail. Dann einfach den Nachbarn Bescheid geben, Flyer verteilen, fertig, Kuchen, Los. Und ganz wichtig: "Keine Angst", weiß Initiatorin Karoline: "Es kommt immer jemand."