Wenn der Betrieb für mich in die Rentenkasse einzahlt, klingt das erst mal gut. Die Betriebsrente lohnt sich aber nur, wenn der Chef mindestens 30 Prozent dazu gibt.

Wenn euer Rentenbeitrag nur von eurem Konto abgezwackt und vom Arbeitgeber in einer Anlagenform organisiert wird, bringt euch die Betriebsrente nicht wirklich viel. Dann könnt ihr das Geld besser selbst anlegen. Ab 30 Prozent Zugabe vom Unternehmen wird es aber interessant, sagt Sina Fröhndrich aus der Deutschlandfunk Nova Wirtschaftsredaktion. Eine Meinung, die auch Stefan Adam von der Verbraucherzentrale Niedersachsen teilt:

"Wenn Sie unter 70.000 Euro verdienen und der Chef gibt keine 30 Prozent dazu, dann können Sie es vergessen."
Stefan Adam von der Verbraucherzentrale Niedersachsen

Was ihr aber auf jeden Fall annehmen solltet: wenn der Arbeitgeber ganz alleine für euch in die Betriebsrente einzahlt. Das machen zum Beispiel große Konzerne auch heute noch so. Das auf jeden Fall annehmen. Und es gibt auch Systeme, in denen der Arbeitgeber mehr einzahlt als ihr selber, auch die lohnen sich.

Das Problem mit dem "übrig haben"

Wie viel ihr selber in eine Betriebsrente steckt, lässt sich nicht so pauschal sagen. Auch wenn das heute weit weg erscheint: Irgendwann ist vielleicht ein Haus interessant oder eine Eigentumswohnung. Wenn ihr dann einen Kredit abbezahlen müsst, zählt jeder Cent, den ihr zur Verfügung habt und der eben nicht in die Betriebsrente geht. Wenn ihr eine solche Wahl überhaupt habt, dann müsst ihr das mit einkalkulieren.

Steuerlich ist die Betriebsrente auch erst mal interessant. Denn das Geld, was in die Betriebsrente fließt, minimiert den Bruttolohn. Das heißt, ihr müsst weniger Geld versteuern, das gilt auch für die Sozialabgaben. 

"Betriebsrente schmälert die gesetzliche Rente."
Sina Fröhndrich, Deutschlandfunk Nova Wirtschaftsredaktion

Der Haken: Wenn ihr das Geld am Ende als Betriebsrente bekommt, werden dann auch wieder Steuern und Sozialabgaben fällig - und zwar nur von dir, denn es gibt ja keinen Arbeitgeber mehr, der die andere Hälfte trägt. Außerdem zahlt ihr in dem Moment, in dem ihr in die Betriebsrente einzahlt, nicht mehr in die gesetzliche Rente ein.

Warum sich Betriebsrente lohnt

Für den Arbeitgeber lohnt sich die Betriebsrente, weil er Lohnnebenkosten spart und weniger Steuern zahlen muss. Aber: Weil die niedrigen Zinsen die Anlage erschweren, wiegen die Pensionslasten für frühere Mitarbeiter ziemlich schwer. 

Was am Ende dann wirklich als Rente rauskommt, ist sehr verschieden. Frauen bekommen im Schnitt deutlich weniger als Männer. Das können 100, 200 oder auch bis zu 600 Euro im Monat sein. Es kommt tatsächlich darauf an, wie gut dein Arbeitgeber für dich sorgt - und auch in welcher Branche du arbeitest.

Aktuell haben rund 17 Millionen Menschen Anspruch auf eine Betriebsrente. Darunter sind vor allem Banker, Versicherungsmitarbeiter oder Maschinenbauer. Seltener zu finden ist das Modell in der Gastronomie oder eben in kleinen Betrieben.

Jobwechsel - und jetzt?

Gerade als Berufsanfänger gehören häufigere Jobwechsel und befristete Arbeitsverträge zum Alltag. Oft könnt ihr dann aber die Betriebsrente mitnehmen, und wenn nicht, dann ruht der Vertrag erst mal. Futsch ist das Geld also nicht. Aber die Kohle gibt's natürlich erst, wenn es in Rente geht. 

"Oft kann man die Betriebsrente mitnehmen zum neuen Arbeitgeber - manchmal geht das nicht, dann ruht der Vertrag."
Sina Fröhndrich, Deutschlandfunk Nova Wirtschaftsredaktion

Dann stellt sich die Frage: Einmalzahlung oder monatliche Rente. Bei der monatlichen Variante wird von einer sehr hohen Lebenserwartung ausgegangen. Sterbt ihr vorher, dann geht ein Teil des Geldes verloren. Auch das ist einer der Kritikpunkte an der Betriebsrente.

Fazit:

"Klingt erst mal gut, aber guck genau hin, was dein Chef oben drauflegt. Und guck, was du aktuell zum Leben brauchst, ob du dir das leisten kannst."
Sina Fröhndrich, Deutschlandfunk Nova Wirtschaftsredaktion
Shownotes
Betriebsrente
Alter, was zahlt der Chef dazu?
vom 03. November 2017
Moderation: 
Diane Hielscher
Autorin: 
Sina Fröhndrich, Deutschlandfunk Nova Wirtschaftsredaktion