Oft machen wir neben dem Telefonieren noch andere Dinge. Doch dabei sollten wir uns immer bewusst sein, dass unser Gesprächspartner anhand unseres Stimmklangs schnell erkennen kann, dass wir gerade noch anderweitig beschäftigt sind.
Ihr führt ein langweiliges Gespräch am Telefon und nutzt die Zeit, um dabei den Müll rauszubringen oder eine bisschen für Ordnung in der Wohnung zu sorgen? Keine gute Idee, denn eure Gesprächspartnerin oder euer Gesprächspartner bekommen das mit. Das haben Forschende aus den Niederlanden und den USA, die aus den Bereichen Psychologie und Bewegungsforschung kommen, herausgefunden.
Dafür haben sie von drei Frauen und drei Männern Tonaufnahmen gemacht. Diese wurden dann 30 Testpersonen über Kopfhörer vorgespielt, die den Stimmklang einer Bewegung zuordnen sollten, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Anne Preger.
Kleinste Klangschwankungen erkannt
Bei den Aufnahmen wurden die sechs Personen angewiesen während eines "aaaahs" einen Arm oder das Handgelenk langsam, mittelschnell oder schneller zu bewegen. Dabei konnten die Testpersonen die Bewegungen von Arm oder Handgelenk nicht nur erkennen und unterscheiden, sondern auch fast exakt den Rhythmus der Bewegungen selbst nachmachen.
Die Forschenden schließen daraus, das bereits kleinen Schwankungen im Stimmklang ausreichen, um eine körperliche Bewegung nachvollziehen zu können.
Muskelspannung beeinflusst unsere Stimme
Diese Erkenntnis verrät den Forschenden viel darüber, wie die Muskelspannung unsere Stimme beeinflusst, denn wir Menschen gestikulieren immer sehr gerne, während wir sprechen. Es wurde sogar beobachtet, dass Kinder, die von Geburt an blind sind, aufeinander zeigen, wenn sie über oder mit jemandem reden.
So wird vermutet, dass Gestik und Sprechen in unserer Evolution zusammenhängen: Unser Körper hebt also nicht nur sichtbar, sondern auch klanglich etwas hervor.
"In der Forschung wird vermutet, dass Gesten und Sprechen in unserer Evolution zusammenhängen, und eben nicht nur um sichtbar etwas hervorzuheben, sondern auch hörbar."
Ein anderes Beispiel, wie unsere Muskeln die Stimme beeinflussen, wird beim Singen sichtbar. Hier können Körperbewegungen den Sängern helfen, Töne länger durchzuhalten oder einen höheren Ton besser zu treffen. Zeichnet die Sängerin beispielsweise eine imaginäre Linie nach oder spannt einen imaginären Bogen, kann sie einen Ton länger halten oder einen höheren Ton leichter treffen, erklärt Anne Preger. Muskelspannung beeinflusst also, wie unsere Sing- und Sprechstimme klingt.
Gestik und Stimme kann uns verraten
Das bedeutet im Umkehrschluss auch, dass unsere Stimme und die dazugehörige Gestik manchmal mehr über uns verrät, als uns vielleicht lieb ist. Sind wir uns beispielsweise in einer Sache unsicher, kann unsere Körpersprache das dem Gesprächspartner sehr schnell signalisieren – auch wenn er uns dabei gerade nicht sieht.