Bisher sind auf Getränken mit mehr als 1,2 Prozent Alkohol keine Angaben zu den enthaltenen Zutaten und Nährwerten zu finden. Und genau das soll aus Sicht der Verbraucherzentralen nun anders werden.

Wie viel Kalorien ein Lebensmittel hat und wie viel Fett, Salz oder Eiweiß es enthält, finden wir in Deutschland auf allen Lebensmittelverpackungen. Fast allen, denn es gibt eine Gruppe, wo wir vergeblich auf der Packung suchen: Und das sind alkoholische Getränke ab 1,2 Prozent Alkohol. Dazu zählen beispielsweise Bier, Wein, Schnäpse oder Liköre.  Zwar liefern manche Hersteller die Angaben freiwillig, aber gesetzlich vorgeschrieben ist das für diese Getränkegruppe nicht. Der Gesetzgeber hat hier Ausnahmen zugelassen. 

Und genau das soll aus Sicht der Verbraucherzentralen nun anders werden. Deutschlandfunk-Nova-Reporter Till Opitz hat auf Flaschen geschaut, bei der Verbraucherzentrale nachgefragt und auch mit dem deutschen Brauerbund und dem deutschen Weinbauverband gesprochen. 

Bierflasche
© FloKu.

Die Verbraucherzentralen fordern nun europaweite gesetzliche Vorgaben. Damit sollen künftig auch auf Bier, Wein, Gin und Co. die Zutaten zu finden sein. Außerdem auch die ebenfalls bisher fehlenden Nährwertangaben, also die Kalorienzahl. Und das alles in einheitlicher Form.

"Bisher haben wir einen Flickenteppich an Regelungen und Ausnahmeregelungen."
Jutta Jaksche vom Verbraucherzentrale Bundesverband zur aktuellen Situation

Die Vorschläge der Hersteller

Das Thema wird nun von der EU-Kommission diskutiert. Im März hat auch die Industrie auf europäischer Ebene Regelungen vorgeschlagen. Dabei geht es um diese Lösungen:

  • Die Angaben zu Nährwerten oder Zutaten können auf dem Etikett oder -  alternativ - nur online auf der Website der Hersteller angegeben werden. 
  • Die Hersteller entscheiden, ob nur der Energiegehalt oder der Energiegehalt plus weiterer Nährwerte zu finden sind. 
  • Die Hersteller entscheiden, ob sich die Angaben auf eine Portion oder 100 Milliliter beziehen. 

Aus Sicht der Verbraucherzentralen sind diese Lösungen allerdings zu unübersichtlich. Deswegen fordern sie europaweit einheitliche Standards für die bisher fehlenden Angaben. Die Bezugsgröße soll dabei immer 100 Milliliter sein. 

Eine Hand gießt Rotwein aus einer Glasflasche.

Auf Bierflaschen stehen immer schon ein paar Details

Kalorien- wie auch Nährwertangaben fehlen zwar auf deutschem Bier, aber eine Zutatenliste ist immerhin schon jetzt vorhanden. Sie ist gesetzlich vorgeschrieben, denn so ist sichtbar: In diesem deutschen Bier stecken nur Zutaten nach dem Reinheitsgebot. Es wird also nur aus Hopfen, Malz, Hefe und Wasser gebraut. 

Die  Haltung der Hersteller zu den geplanten Änderungen

Hinsichtlich der diskutierten Änderungen zu den bisher fehlenden Angaben gibt sich der Deutsche Brauerbund prinzipiell offen. 

Deutsche Winzer könnten sich zumindest Kalorienangaben vorstellen, sagt Reporter Till Opitz. Aber der deutsche Weinbauverband, mit dem Till ebenfalls gesprochen hat, sehe die Angaben von Nährwerten kritisch, so Till. Im Wein seien weder Fette noch Eiweiß oder Salz enthalten. Und auch eine Liste der Zutaten, die künftig auf den Weinflaschen sein könnte, stößt auf Kritik. Denn noch sei unklar, ob auch Stoffe genannt werden müssten, die zwar in der Herstellung verwendet, im Wein aber nicht mehr enthalten sind. Gelatine zum Beispiel. Damit werden nämlich einige Weine geklärt.

Shownotes
Bier, Wein, Schnaps
Nährwertangaben fehlen bisher
vom 04. April 2018
Moderatorin: 
Tina Kießling
Reporter: 
Till Opitz, Deutschlandfunk Nova