Straftat ja, Strafe eher nein: Dick-Pics bleiben hierzulande oft folgenlos. Dabei ist das Anzeigen nicht kompliziert und manchmal erfolgreich, erklärt eine Anwältin für Sexualstrafrecht.

Wer unaufgefordert ein Penisbild oder ein vergleichbar explizites Foto verschickt, soll in Finnland bald mit bis zu sechs Monaten Haft bestraft werden. Derzeit setzt der Tatbestand der sexuellen Belästigung nach finnischem Recht noch Berührungen voraus.

Dort soll der Straftatbestand der sexuellen Belästigung also erweitert werden. Er könnte dann voraussichtlich auch verbale Belästigung, Belästigung durch Bilder oder Nachrichten, das Fotografieren von anderen oder durch Selbstentblößung umfassen.

In Deutschland ist das unaufgeforderte Versenden von Dick-Pics die Verbreitung pornographischer Schriften. Sie wird nach Paragraf 184 des Strafgesetzbuches mit Freiheitsentzug bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.

Verfahren werden häufig eingestellt

In der Praxis kommt es nur selten zur Anzeige, auch weil die Strafen in der juristischen Praxis oft sehr gering ausfallen, vermutet Alexandra Braun, Anwältin für Sexualstrafrecht. Sie sagt: "Ich denke, dass die drohenden Strafe möglicherweise für viele Frauen erschütternd ist, sie sich möglicherweise denken: Ach, das lohnt sich ja gar nicht."

"In der Realität ist es so, dass solche Verfahren relativ häufig eingestellt werden.."
Alexandra Braun, Anwältin für Sexualstrafrecht aus Hamburg

Bei klassischen Kommunikationswegen wie WhatsApp und Facebook könne der Beschuldigte durchaus ermittelt werden. Eine weltweite Untersuchung der Kinderrechtsorganisation Plan International hat ergeben, dass 52 Prozent der 14.000 weltweit befragten Mädchen und jungen Frauen angeben, im Netz sexuell belästigt worden zu sein. Etwa 35 Prozent der 15- bis 25-Jährigen haben demnach ohne ihre Zustimmung sexuelle oder explizite Fotos oder Bilder erhalten.

Leichter zur Anzeige

Betroffene erstatten selten Anzeige. Die Legal-Tech-Seite dickstinction.com versucht, die Hürden für eine Anzeige zu senken. Auch die App von Advocado erleichtert die Anzeige. In fünf einfachen Schritten können Betroffene dazu direkt alle relevanten Daten inklusive Screenshot einreichen und vollkommen digital Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft erstatten.

"Da soll es erleichtert werden, Strafanzeige zu erstatten. Das könnte dazu führen, dass es auch mehr Frauen tun."
Alexandra Braun, Anwältin für Sexualstrafrecht aus Hamburg, über Apps, die das Anzeigen von Dick-Pics erleichtern sollen

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Shownotes
Belästigende Bilder
Dick-Pics – Anzeigen ist nicht schwierig
vom 14. Oktober 2020
Moderator: 
Ralph Günther
Gesprächspartnerin: 
Alexandra Braun, Anwältin für Sexualstrafrecht, Hamburg