Wie wahrscheinlich sind Blackouts? Ist Deutschland auf größere Stromausfälle vorbereitet? Und wie kommen sie überhaupt zustande?
Wenn der Strom längere Zeit ausfällt, geht in vielen Bereichen gar nichts mehr: Straßenbahnen bleiben stehen, Fahrstühle stecken fest, der Geldautomat spuckt keine Scheine mehr aus. Aber auch die Wasserversorgung funktioniert nur mit Strom für die Pumpen, die Zapfsäule an der Tankstelle, das Internet.
Spanien und Portugal, auch Teile Frankreichs und Marokko, haben in dieser Woche einen großflächigen Blackout erlebt. Und die wirtschaftlichen Schäden gehen wohl in die Milliarden, sagt Wirtschaftsjournalist Nicolas Lieven. Denn nach Unterbrechung der Kühlkette mussten Supermärkte viele Waren entsorgen. Und durch den Stromausfall stand die Wirtschaft in vielen Bereichen still.
"Unterm Strich gehen die Schäden auf jeden Fall in die Milliarden."
Die Gründe für den mehrstündigen Blackout sind noch nicht klar. Ein Cyberangriff gilt als ausgeschlossen. Ein technischer Defekt wäre eine mögliche Ursache, Temperaturschwankungen, überlastete Leitungen oder möglicherweise auch ein Dominoeffekt, sagt Nicolas Lieven. Sicher werde die Ursachenfindung noch Zeit in Anspruch nehmen. Dabei würden diese Stromnetze eigentlich ständig überwacht, sowohl national wie auch international.
"Man weiß jetzt, dass es auch europaweit zu Schwankungen kam in diesem Netz. Und deswegen ist die große Frage, warum hat man nicht rechtzeitig eingegriffen?"
Auch bei uns in Deutschland kommt es immer wieder zu kleineren Stromausfällen. "Die meisten kriegen davon gar nichts mit, weil das im Sekundenbereich ist, höchstens mal im Minutenbereich", so Nicolas Lieven.
Deutsches Stromnetz gut ausgebaut und stabil
Laut dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe ist die Stromversorgung in Deutschland sehr sicher. Notstrom-Aggregate sind für Intensivstationen oder andere sensible Einrichtungen Pflicht.
In Deutschland ist das Stromnetz nicht nur sehr gut ausgebaut, es hat zudem den Vorteil, dass es an mehrere Länder grenzt, mit denen es durch Stromaustausch sein Natz stabilisieren kann, sagt Niclas Lieven.
"Wir haben halt neun Länder um uns rum, da können wir einfach austauschen. Und deswegen ist das Netz hier schon auf jeden Fall ein Stück weit stabiler."
Dennoch müsse auch Deutschland weiter stark in sein Stromnetz investieren - denn der Stombedarf steigt mit neuen Technologien immer weiter. Auch die Steuerung des Stromnetzes wird komplizierter mit der Umsetellung auf erneuerbare Energien, so der Wirtschaftsjournalist.
Für den Notfall kann jeder einzelne ein Stückweit selbst vorsorgen, indem er etwa den Empfehlungen des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe folgt.
Eine Powerbank und Trinkwasser im Haus haben
Es gibt eine Checkliste für Notsituationen wie etwa einen Stomausfall. "Ihr Ziel muss es sein, 10 Tage ohne Einkaufen überstehen zu können", heißt es da. Und deshalb sollten Trinkwasser, Lebensmittel, Medikamente, Taschenlampen oder Batterien immer im Haus sein.
Diesen Rat sollte man ruhig beherzigen, meint auch Nicolas Lieven. Außerdem könne man sich bei seiner Gemeinde oder Stadt erkundigen, ob und wo es Anlaufstellen und Versorgungspunkte für den Katastrophenfall gibt.
"Wenn es mal so weit ist, und du hast genügend Wasser und du weißt genau, du hast vielleicht noch eine Powerbank oder einen Stromgenerator, dann ist das schon echt hilfreich."