Auch die Blutgruppe ist während der Pandemie ein Risikofaktor, sagt die Medizinerin Birgit Gathof. Und die Therapie mit Blutplasma? Die ist für sie längst Routine.
Menschen mit Blutgruppe A erkranken vermutlich etwa doppelt so häufig schwer an Covid-19 als solche mit der Blutgruppe 0. Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls ein Team um den Kieler Molekularbiologen David Ellinghaus. Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftler in einem Preprint-Paper Anfang Juni 2020 veröffentlicht.
Birgit Gathof leitet die Transfusionsmedizin der Universitätsklinik Köln und bestätigt diese Forschungsergebnisse: "Wir wissen, dass die Blutgruppe A ein etwas höheres Risiko auf schwerere Verläufe hat." Sie erinnert daran, dass die Blutgruppe erblich ist.
"Die Blutgruppe kann ich nicht beeinflussen, die habe ich lebenslänglich – es sei denn, ich würde stammzellentransplantiert werden."
Die Medizinerin zählt weitere Risikofaktoren für eine schwere Erkrankung an Covid-19 auf:
- Übergewicht
- metabolisches Syndrom insgesamt mit Bluthochdruck
- Diabetes
- eine Vorschädigung der Lunge - zum Beispiel durch Rauchen
Für Birgit Gathof steht fest, dass auch die Blutgruppe A zu den Risikofaktoren gehört. Deswegen sollte die eigene Blutgruppe allen Menschen bekannt sein. Sie sagt: "Ich glaube, jeder sollte seine Blutgruppe wissen, denn jeder sollte versuchen, seine Risikofaktoren im Blick zu behalten."
Blutgruppe B – nach Osten hin häufiger
Birgit Gathof weist darauf hin, dass die Häufigkeit der Blutgruppen in jedem Land etwas unterschiedlich verteilt ist - mit einer geografischen Tendenz: "Je mehr sie nach Osten gehen, desto höher wird der Anteil der Blutgruppe B."
"Wenn ich weiß, ich habe einen Risikofaktor. Dann sollte ich mir eine Vorstellung darüber machen: Habe ich noch mehr Risikofaktoren?"
Blutplasma von Menschen, die Covid-19 bereits überstanden haben, kann Erkrankten helfen. In den USA möchte Donald Trump mit aller Macht erreichen, dass diese Therapieform häufiger eingesetzt wird. Ob ein Mensch das Blutplasma eines anderen verträgt, hängt von der Blutgruppe ab.
Sie erklärt: "Auch da gibt man die Plasmen blutgruppenbezogen. Es kann kompatibel transfundiert werden, wie bei den anderen Blutgruppen auch." Sie sagt, dass solche Plasmaspenden auch in Deutschland durchgeführt werden.
"Wenn man solche Covid-19-Plasmaspenden durchführt, wie das viele unserer Einrichtungen hier in Köln auch tun, dann muss auch die Menge an Antikörpern geprüft werden."
Um solche Therapien durchzuführen, ist die Transfusionsmedizin auf Spenden angewiesen. Mit Hinblick auf die Spendebereitschaft ganz allgemein sagt Birgit Gathof, dass sie und ihr Team eigentlich nie völlig zufrieden sind. Dafür ist Blut und weitere vergleichbare Spenden nicht lange genug haltbar.
"Mit Blutspenden sind wir nie ganz beruhigt, weil das Blut nicht so lange hält. Meine Bitte an alle Spendewilligen: Immer, wenn sie gesund sind und Zeit haben, an uns zu denken, zum Spenden zu kommen."
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